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Volltext: Bericht über österreichisches Unterrichtswesen, aus Anlass der Weltausstellung 1873, I. Theil: Geschichte, Organisation und Statistik des österreichischen Unterrichtswesens

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Zimmermann. Exner. 
zum ersten Male in Oesterreich officiell aussprach: „Das Gymnasium ist eine 
Abtheilung von Schulen, in welchen durch allseitige und harmonische Ent 
wicklung aller Seelenkräfte der unmittelbare Grund zu den Facultäts - Studien 
mit gleichzeitiger Entwicklung dos religiös-moralischen Charakters, unter Berück 
sichtigung des praktischen Lebens, gelegt wird.” üeberhaupt beleuchtete es die 
Uebelstände der bestehenden Gymnasial-Eiiirichtung freimüthig und scharf, ver 
langte die Einbeziehung der deutschen (italienischen) Sprache, der Geometrie, 
Naturgeschichte und Physik in den Gymnasialcurs, wünschte aber auch, dass 
ein freier Unterricht in den Landessprachen, jener in anderen modernen Sprachen, 
im Zeichnen (statt der Lalligraphie), Gesang und Musik überall eingeführt werde. 
Die Studien-Hofcommission adoptirte die Vorschläge fast vollständig. „Das Gym 
nasium solle in 3 Giammatikal- und 3 Humanitäts-Gassen mit je 20 wöchent 
lichen Stunden zerfallen. \ oin Griechischen dürfe Niemand mehr dispensirt 
werden. Der geographisch-historische Unterricht werde in allen sechs Gassen 
ertheilt, trage aber vorwiegend den universal historischen Charakter. Alle 
Schulbücher seien in deutscher Sprache abzufassen, Classiker-Ausgaben ohne 
Noten zu veranstalten. Im Allgemeinen bleiben Classenlehrer; nur für Mathe 
matik und Naturwissenschaften werde ein Fachlehrer aufgestellt. Behufs der 
Lehrerbildung sei das Studium der elassischen Literatur in den philosophischen 
Obligatcursen wieder einzuführen; zur Präfectur oder zum Provincial-Directorate 
dürfen nur sehr tüchtige Lehrer gelangen. Zur Wahrung der Disciplin erhalte 
jedes Gymnasium Statuten; mit dem Lehrkörper wirke zur Aufrechthaltung 
derselben ein Orts-Schulinspectorat zusammen.” 
Abermals lautete die kais. Entschliessnng vom 10. August 1844 im Ganzen 
ablehnend, forderte jedoch zu neuen Anträgen auf. Das Comite, welchem nun 
auch Gymnasiallehrer J. A. Zimmermann beitrat, hielt seine früheren Vor 
schläge aufrecht, motivirte namentlich sehr eingehend die Aufnahme dei deut 
schen Sprache, der Geometrie und der Naturwissenschaften in den Lehrplan, 
und erörterte überdiess die Nothwendigkeit, die griechische Grammatik und das 
Lehrbuch der Stylistik ihres bisherigen lateinischen Gewandes zu entkleiden, 
fand sich aber auch auf Grundlage einer Enquete veranlasst, eine durch 
gängige Einführung des Fachlehrer-Systems im Gymnasium zu befürworten. 
Die Studien-Hofcommission trat abermals den Comite-Anträgen bei und reducirte 
nur die wöchentliche Stundenzahl jeder Gasse wieder auf 18. 
Zum Theile gleichzeitig mit dem Comite für die Gymnasial-Reform tagte 
ein anderes zur Revision des Lehrplans der philosophischen Studien, zu welchem 
Hallaschka, Ettingshausen und Exner stabil gehörten, überdiess aber 
zeitweise auch Ficker, Richter und Zimmermann beigezogen wurden. 
Dieses Comite entledigte sich seiner Aufgabe im Wesentlichen durch Adoption 
der schon im Jahre 1837 gemachten Vorschläge, betonte jedoch schärfer, als 
es früherhin geschehen war, die enge Zusammengehörigkeit der philosophischen 
Obligatcurse mit den Gymnasial-Studien.
	        
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