Freifäclier. 
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14. Der gesammte Gymnasial-Unterricht darf weder eine streng 
wissenschaftliche Form annehmen, noch bloss gehäuftes Wissen mit vorzüglicher 
Inanspruchnahme des Gedächtnisses zu erzielen streben; er soll vielmehr in 
allen seinen Theilen auf Gründlichkeit der Kenntnisse, auf Vielseitigkeit der 
Behandlung einer Lehrvorstellung, auf möglichste Entwickelung der Denkkraft 
Bedacht nehmen. 
Die Andeutungen und Winke, welche in dieser Richtung der Organisations- 
Entwurl bezüglich jedes einzelnen Lehrgegenstands gibt, sind höchst be- 
herzigenswerth. 
15. Unter den freien Lehrgegenständen hat die Kalligraphie die 
weiteste Verbreitung erlangt, weil im Untergymnasium jedem Schüler vom 
Lehrkörper auferlegt werden kann, durch einen bestimmten Zeitraum am Unter 
richte in derselben Theil zu nehmen. 
Ebenso entbehrt fast kein Gymnasium des Gesang-Unterrichtes. Der 
Director im Einvernehmen mit dem Gesanglehrer schliesst unter den sich 
meldenden Schülern jene aus, welche entweder kein Talent für Musik und 
Gesang besitzen oder durch ihr sonstiges Betragen Anstoss geben, und sondert 
die übrigen in die Abtheilung der Knaben- und der Männerstimmen. Der 
Unterricht hat Bildung des Geschmacks und Veredlung des Gemüths zur Haupt 
aufgabe, soll aber nebstbei zur Hebung und Verbesserung des Kirchengesangs 
dienen. 
Auch der Unterricht im Freihandzeichnen ist selbst ausserhalb der 
Real-Gymnasien sehr häufig üblich und wird stark benützt. Auch bei ihm soll vor 
zugsweise der allgemein bildende Charakter, nicht die Erlangung einer gewissen 
Fertigkeit, betont werden. 
An nicht wenigen Oberclassen hat sich der Unterricht in der Steno 
graphie eingebürgert. Für denselben ist nur das Gabelsberger’sche (System 
ublich, indem die Vertreter anderer Systeme an die Hochschulen und höheren 
technischen Anstalten verwiesen werden. 
Von eigentlichen Wissenschaften ausserhalb des Unterrichtskreises der 
Gymnasien selbst wird Geschichte des engeren Vaterlands an den Gym 
nasien Steiermarks und Galiziens, hier und da analytische Chemie oder de- 
scriptive Geometrie gelehrt. 
Unter den modernen Sprachen erscheint ausserhalb der Real-Gymnasien 
am häufigsten als freier Gegenstand die französische, ferner die italiänische 
und englische. 
Der schon vom Organisation - Entwürfe betonte Turn-Unterricht hat sich 
fast überall Bahn gebrochen; das System, das bisher vorzugsweise in Uebung 
stand, ist das Jahn-Spiess’sche 1 ). 
16. Bezüglich der Lehr- und Uebungsbücher gilt für Gymnasien das 
1) Auch andere Fertigkeiten, namentlich Schwimmen, 
werden an einzelnen Gymnasien gelehrt.