MAK

Volltext: Bericht über österreichisches Unterrichtswesen, aus Anlass der Weltausstellung 1873, I. Theil: Geschichte, Organisation und Statistik des österreichischen Unterrichtswesens

266 Technische Hochschulen. 
legten Entwurf einer zu errichtenden technischen Lehranstalt, worin Algebra, 
Geometrie, Mechanik, Baukunst, Naturgeschichte, Physik, Chemie und Landwirt 
schaft und zwar in einem höheren Curse gelehrt werden sollten, welchem die 
gleichnamigen Vorlesungen an der philosophischen Eacultät als der Elementar- 
curs gegenüberständen. Von dieser nach dem Muster der ecole polytechnique 
eingerichteten Anstalt würde der Staat unberechenbaren Gewinn ziehen. 
Kaiser Franz erteilte dem Entwürfe seine Zustimmung und bewilligte 
im Jahre 1801 die versuchsweise Errichtung des beabsichtigten Instituts zu 
Prag unter Gerstner’s persönlicher Leitung, jedoch in viel beschränkterer 
Weise, da gegen den ursprünglichen Plan sowohl finanzielle Bedenken als der 
Lehrermangel eingewendet wurden. Sofort erboten sich aber die böhmischen 
Stände zur Uebernahme der Kosten eines solchen Instituts auf ihr Budget 1 ) 
und erhielten mit der kais. Entschliessung vom 13. Mai 1803 die Genehmigung 
dazu. Die Eröffnung verzögerte sich bis zum November 1806. Als Zweck 
des Instituts wurde die Emporbringung der heimischen Gewerbe durch wissen 
schaftlichen Unterricht bezeichnet, ein gewisser Zusammenhang mit der Univer 
sität aufrecht erhalten 2 ). 
Bald darauf (1809) erklärte sich Erzherzog Johann bereit, in Verbin 
dung mit den Ständen von Steiermark .eine ähnliche Anstalt zu Gratz in das 
Lehen zu rufen, für deren möglichst reichhaltige Ausstattung die grössten Opfer 
gebracht werden sollten. Bis zum Schlüsse des Jahrs 1811 waren die Vorbe 
reitungen so weit gediehen, dass die Sammlungen in einem eigenen Gebäude 
aufgestellt und die Vorträge eröffnet werden konnten 3 ). 
Schon im Jahre 1803 wurde von der politischen Landesbehörde für Oester 
reich unter der Enns die Begründung eines technischen Instituts in Wien ange 
regt und die Hofkammer (oberste Centralstelle für Finanz- und Handelssachen) 
ging auch sofort darauf ein. Verschiedene Pläne zu einem solchen Institute 
wurden entworfen, von Fachmännern begutachtet und wieder hei Seite gelegt, 
bis im Jahre 1810 der frühere Director der Triester mathematisch-nautischen 
Schule, J. J. Prechtl, den seinigen vorlegte. 
Da die Zeitumstände keine sofortige Kealisirung gestatteten, wurden seit 1811 
an der Wiener Universität populäre Vorträge über Mathematik,Mechanik, Technologie 
und Chemie eingeführt. Erst die Tage der siegreichen Kämpfe für die Herstellung 
des Reiches brachten auch den Abschluss der langen Verhandlungen. Am 3. No 
vember 1815 wurde das „polytechnische” Institut eröffnet, am 14. October 1816 
legte der Kaiser selbst den Grundstein zu einem Neubau für dasselbe. Es zerfiel in 
1) Die böhmischen Stande unterhielten bereits seit dem Beginne des XVIII. Jahrhunderts eine 
Ingenieurschule, anfänglich nur für adelige, seit 175i auch für bürgerliche Zöglinge. Diese Schule 
sollte nun den Ausgangspunct des neuen technischen Instituts bilden. 
2) Die Techniker mussten sich an der Universität immatricuiiren lassen. 
3) Wenn auch amtlich der Name „Johanneum” sich gegenwärtig nur auf die Museal-Anstalt 
beschränkt, so heisst doch im Munde der dankbaren Bevölkerung noch jetzt auch die technische 
Anstalt das „Johanneum”.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.