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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 10)

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Betheiligenden sich gegenseitig abzubauen suchten. Die Helmkleinode 
waren plastische, auf die Helme gesteckte Zierden; Figuren, wie sie ent- 
weder schon im Schilde vorkamen, oder selbständig hinzutraten, dem 
Vorgang analog, welcher bei der Bemalung der Helme nachzuweisen ist. 
Es ist nicht leicht möglich, die Helmzierden zu nennen, ohne zu- 
gleich einen weiteren Schmuck des Helmes, die Helmdecken, in die 
Betrachtung einzubeziehen, und wenn die Helmkleinode und Helmdecken 
in der Fachliteratur manchmal abgesondert behandelt werden, so ist in 
solchen Fällen höchstens der Umstand als Beweggrund zu betrachten, 
dass bei den ältesten Beispielen heraldisch verzierter Helme die Helm- 
kleinode sowie die Helmdecken ab und zu für sich allein vorkamen. 
Die Helmdecken waren Tücher von heraldischer, auf beiden Seiten ver- 
schiedener, glatter Tinctur, mit welchen wie mit einer Kappe die Helme 
bedeckt wurden, ohne jeden weiteren Zweck als den, die decorative 
vlustigev Wirkung der turniermäßigen Ausstattung noch zu erhöhen. Um 
das Jahr 1200 noch von unbedeutender Größe, mehr einer Schärpe oder 
einem breiten Bande vergleichbar, wuchsen sie bald mehr und mehr und 
erhielten am Rande zackenförmige Ausschnitte, sogen. Zaddeln. Dieses 
Zaddelwerk wurde in der Folge, complicirter gestaltet, zum förmlichen 
Blätterornament. Die plastischen, in der schon beschriebenen Stück- 
arbeit ausgeführten Helmkleinode waren Rtimpfe- oder Halbfiguren von 
Menschen oder Thieren; Hörner oder Geweihe; hohe und niedere Hüte; 
Federbüsche; einzelne Flüge] und Flligelpaare u. A. m. 
Wenn solche und ähnliche Figuren im Schilde vorkamen, so ließen 
sie sich in passender Durchführung direct zum plastischen Helmkleinod 
ausgestalten; anders stand es aber mit den Heroldfiguren. Da diese aus 
Flachmustern bestanden, die freie Anbringung einer Fläche als solche 
aber nicht denkbar ist, so bedurfte es erst einer physischen Unterlage, 
um die gegebene Heroldfigur auch zur Herstellung eines Helmkleinods 
verwenden zu können. I-liezu bediente man sich nun, außer mancher 
der oben angeführten Kleinode, besonderer Gebilde, welche für die Herold- 
figuren physische Unterlagen abgeben konnten. Solche Gebilde waren: 
Die Schirmbretter, die Beutelstände und Fähnlein. 
Die erstgenannten, die Schirmbretter (Fig. 25), waren wirkliche, 
rund oder polygon zugeschnittene Brettchen, auf welchen sich manchmal 
das ganze Wappenbild des Schildes wiederholte. Die selten vorkommenden 
Beutelstände waren Kissen oder vielmehr kissenartig ausgestopfte Hauben, 
welche nach unten in die l-Ielmdecken übergingen; auch auf den Beutel- 
Ständen ließen sich heraldische Bilder leicht anbringen. Die Schirm- 
brettchen, Beutelstände oder auch die zur Anbringung: von I-leroldstlicken 
verwendeten Hörner wurden gerne mit Pfauen- und anderen Federn, 
Linden- oder Herzblättern, ja wohl auch mit kleinen Schellen oder Wind- 
rädchen v-bestecktu, um das festfreudige, lustige Aussehen zu ver- 
mehren.
	        
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