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Volltext: Musikalische Instrumente (Gruppe XV), officieller Ausstellungs-Bericht

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Eduard Schelle. 
leiben unmöglich ift. Das Ventil nämlich hat eine runde, conifche Form und mufs 
in Folge deffen beim Loslaffen der correfpondirenden Tafte durch feine eigene 
Schwere wieder in feine frühere Lage zurückfallen, mufs ferner durch feine Form 
und durch den vom Windcanal aus auf denfelben ausgeübten Winddruck einen 
vollkommen hermetifchen Verfchlufs des ebenfalls runden Ventilloches bewirken; 
auch die Temperatur geht ihres Einfluffes verluftig, denn ob fich in Folge von 
Hitze oder Kälte das Ventil fowohl als das Ventilloch dehnt oder zufammenzieht, 
alfo gröfser oder kleiner wird, fo mufs die conirche Form des Ventils ftets einen 
hermetifchen Verfchlufs von felbft herbeiführen. Anders verhält es fich bei den 
Schleifladen, wo ein Erlahmen der Ventilfedern leicht möglich, der fchädliche 
Einflufs der Temperatur aber unvermeidlich ift, weil die Trockenheit fowohl als 
die Feuchtigkeit auf die Schleifen und deren Fundtionen fehr nachtheilig wirken. 
Um jedoch aus diefem Kegelladen-Syftem alle die angedeuteten Vortheile ziehen 
zu können, bedarf es einer durchwegs corretften Conftru&ion wie der gröfsten 
Sorgfalt und Genauigkeit in der Ausführung. Das mit den Windladen eng ver 
bundene Regierwerk zeichnet fich bei aller Einfachheit durch eine äufserft präcife 
Wirkung aus und ift dabei fehr leicht zu behandeln, hängt aber auch wieder mit 
dem Windladen-Syftem zufammen, denn es wäre nicht wohl möglich, bei einer 
Orgel von 30 bis 40 Regiftern und 3 Manualen mit Scheifladen ohne Anwendung 
der ziemlich koftfpieligen Pneumamafchine die Spielart und das Tradament des 
Regierwerkes nebft Koppelungen und Colledivpedalen fo leicht, ’ angenehm und 
präcis herzuftellen, als diefs beim Kegelladen-Syftem möglich ift, wo Werke bis 
zu 40 Regiftern und mit 3 Manualen felbft verkoppelt ohne Pneumatik fo leicht zu 
fpielen find wie kleine Werke mit 6 bis 8 Regiftern. Bei derartigen Orgeln beruht 
die Conftrudion des Regierwerkes hauptfächlich auf der richtigen Anwendung des 
Gefetzes vom Hebel und der Schwere. Auch das Gebläfe empfiehlt fich durch feine 
leichte Handhabung, feinen äufserft egalen, kräftigen und in genügender Weife 
vorhandenen Wind und feine grofse Solidität. Nicht nur ift das fogenannte Pifton- 
gebläfe dem älteren Faltengebläfe in Bezug auf gröfsere Billigkeit, fondern auch 
hmfichtlich gröfserer Solidität und Lieferung eines befferen, egaleren Windes vor 
zuziehen und hat überdiefs noch vor dem ganz ähnlichen und auf demfelben Grund- 
fatze beruhenden Kaftengebläfe die leichtere Handhabung voraus. - 
Das Gehäufe im Rundbogen-Stil in amerikanifchem Mifchholz ausgeführt, 
in der Fronte mit filbernen Blindpfeifen decorirt, bietet einen fchönen Anblick 
dar und eignet fich fowohl für Kirche als Concertfaal. Preis: 3600 Thaler Die 
Jury hat mit Fug und Recht der Firma E. F. Walker & Comp, die höchfte Aus 
zeichnung, das Ehrendiplom, zuerkannt. 
Eine kleine Orgel desfelben Meifters mit elegantem, dunklem Gehäufe ift 
gefchaflen, um in dem Salon der vornehmen Welt zu paradiren und wird mit ihrem 
zierlichen Aeufsern nicht verfehlen, das decorative Bild eines folchen vortheilhaft 
zu heben. Das kleine liebenswürdige Werk enthält fünf Stimmen von reizender 
Klangwirkung und zwar das 1. Manual: Bourdon 8', Salicional 8', Physharmonika 8'; 
das 2. Manual: Flöte 4 und das Pedal: Baffon i6 / , 2 Koppelungen vom 1. zum 2. 
Manual und vom Pedal zum 1. Manual und 1 Crescendo; über dem Pedal find zwei 
Tritte angebracht, falls man das Inftrument nur als Harmonium benützen will. 
Preis 1200 Thaler. 
Unter den in der Rotunde zur Prüfung ausgeftellt gewefenen Orgeln fiel 
befonders eine ins Auge, welche fich durch den architektonifchen Charakter 
ihres äufserlichen Bildes von den fie umgebenden Gegenftänden fcharf abzeichnete. 
Das Werk hebt fich auf einem hölzernen Unterbau kühn in die Höhe. Aus der 
im gothifchen Stil gehaltenen, nach dem Plane des Ober-Baurathes Schmidt aus 
geführten Profpectwand drängen fich oben zwei mit Pfeifen befetzte und mit 
Kreuzesblumen gefchmückte Thürmchen hervor, welche ein Spitzdach mit meh 
reren Pfeifenfeldern einrahmen. Der Spieltifch, zu dem man wegen des erwähnten 
Unterbaues mittelft einer kleinen Treppe hinauffteigen mufs,. ift wie bei allen auf 
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