Mulikalifche Inftrumente.
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der Ausftellung vorkommenden Orgeln abgelöft, fo dafs der Spieler fein Gefleht
dem Publicum zuwendet. Von den neun Feldern des Profpedtes fprechen nur die
Pieifen des mittleren an, die übrigen find blind und haben nur decorativen Zweck.
Diefe Orgel ift aus der Werkftätte des Herren Steinmeyer & Comp, in Oettin-
gen (Baiern) hervorgegangen und für die Kirche in der Brigittenau (Wien) erbaut
worden. Das Werk enthält 1150 anfprechende Pfeifen und 21 klingende Stimmen,
welche auf zwei Manuale und ein Pedal in folgender Weife vertheilt find:
Zum Hauptmanual gehören: 1. Principal 8', 2. Gamba 8', 3. Gedeckt 8 ,
4. Trompete 8', 5. Bourdon 16', 6. Traversflöte 4', 7. Odlav 4', 8. 0<ftav 2',
9. Mixtur 2% 4fach; zum 2. Manual, 10. Geigenprincipal 8', 11. Dolce 8',
12. Aeoline 8', 13. Tibia 8', 14. Fugara 4', 15. Clarinette 8', 16. Flautina 2' \ zum
Pedal: 17. Subbafs 16', 18. Violon 16', 19. Pofaune 16', 20. Odtavbafs 8',
21. Violoncello 8'. Das Werk befitzt ferner eine Manual- und eine Pedalkoppel,
drei Colledlivtritte, vermittelt!: welcher der Spieler plötzliche Veränderungen in
der Tonmifchung hervorbringen kann, ohne einen Regifterzug zu berühren. Der
Mechanismus der zwei Manuale ift eine fogenannte Winkelmechanik, ohne jede
Holzwellatur und ganz aus Mefflng, dauerhaft und folid. Der Gang ift geräufchlos,
die Raumerforderniffe gering und dasReguliren fehr leicht. Der Pedalmechanismus
ift mit verbeffertem Wellbret und ebenfalls Meffing-Winkelrichter verfehen. Die
Regiflratur (Mechanismus für die Regifterzüge im Spieltifch) ift auf eine ganz
neue, felbfterfundene Art hergeftellt. Die Züge laffen fleh mit Leichtigkeit anzie-
hen, flehen, am Ruhepunkte angekommen, feft und fallen durch den leifeften Druck
von felbft wieder zurück. Auszufetzen ift blofs, dafs der Spieltifch etwas höher fein
follte; hieran ift aber nicht der Erbauer Schuld, diefes hängt vielmehr von der
Zeichnung des Architekten ab und wird beim Aufftellen in der Kirche geändert
werden; überhaupt hatte der Erbauer diefes Werkes in Beziehung auf die Loca-
lität, wie es fo häufig bei Beftellungen von Orgeln für Kirchen der Fall ift, manche
Schwierigkeiten zu befliegen.
Den 21 klingenden Regiftern war der Raum fehr fparfam zugemeffen; es
war fowohl nach Höhe, Tiefe und Breite eine fefte Grenze gefleckt, die der Meifter
um keinen Zoll überfchreiten durfte. Unter fo hemmenden Umfländen hat dennoch
Steinmeyer ein Inftrument geliefert, das den Anfprüchen an eine gute Orgel voll
kommen entfpricht. Die innere Anlage der Windladen, des Regierwerkes, des
Gebläfes, fowie die Aufftellung des gefammten Pfeifenwerkes ift auf das Sorgfäl-
tigfle und Ueberfichtlichfte geordnet und fo geftaltet, dafs der Zugang zu allen
Theilen bequem ift und man die ganze Orgel mit Leichtigkeit nachftimmen kann.
Die Windladen find nämlich fo eingetheilt, dafs das Hauptwerk, zur rechten, das
zweite Manual oder Oberwerk zur linken Seite liegen, alfo beide nebeneinander
geftellt find. Nur durch diefe einfache Mechanik, welche viel Raum erfpart, war
es möglich, dafs das Gebläfe im Gehäufe Platz fand. Das Gebläfe, welches in
mehreren ein- und auswärtsgehenden Falten gleichförmig aufgeht, ift vorzüglich
und erhält den Wind durch drei Schöpfer oder Pumpen, welche vermittelft einer
Kurbel und Schwungrades leicht in Bewegung gefetzt werden können, und felbft
eine fchwache Perfon vermag beim Spielen des vollen Werkes ohne Anftrengung
mehr als hinreichend Wind zu liefern. Auch in Betreff der Stimmung und der
Intonation, fowohl bei den Einzelftimmen als in deren Gefammtwirkung, flellt diefe
Orgel dem Erbauer ein ehrenvolles Zeugnifs aus. Das volle Werk entfaltet Kraft
und Klang und den einzelnen Regiftern find fchöne Klangfarben eigen; nament
lich aber den drei Zungenwerken , Trompete 8 , Clarinette 8' und Pofaune 16'.
Die Zungenwerke find übrigens nicht aus anderen Gefchäften bezogen worden,
wie es viele Orgelbauer zu thun pflegen, fondern wie die fämmtlichen Beftand-
theile des Werkes in der Fabrik des Meifters felbft erzeugt, welche fchon feit
mehreren Jahren fleh nicht allein auf den Orgelbau befchränkt, fondern auch mit
Herftellung von Harmoniums befafst. Steinmeyer ift bekanntlich aus der Schule
Walker’s, fein Name hat einen guten Klang unter den Orgelbauern unferer Zeit,