MAK

Volltext: Musikalische Instrumente (Gruppe XV), officieller Ausstellungs-Bericht

Mufikalifche Inftrumente. 
23 
Die Firma Efley hat 8 Harmoniums ausgeftellt, darunter i mit 2 Manua 
len, Pedal und 4 Spielen und 2 Koppeln. Die Stimmen haben meift einen 
hohlen, leeren Klang, einzelne wie Dulceana delicante und voce jubilante weifen 
nicht den geringften Unterfchied in der Klangfarbe auf; die Claves des Pedals 
machen bei der Benützung ein Hörendes Geräufch. Zu den befferen Inftrumenten 
gehört i Harmonium mit neun gelben Pfeifen. 1 Manual und 3 1 /o Spielen. Es 
läfst fich an den Inftrumenten im Ganzen nicht viel Gutes hervorheben, auch 
müfste die Arbeit viel fauberer und gediegener fein; fiereichen, mit Nachficht 
beurtheilt, höchftens an das Niveau eines anftändigen Mittelgutes heran. 
Claviere. 
In der zahlreichen Familie der mufikalifchen Inftrumente ragt heutigen 
Tages unftreitig das Clavier am bedeutungsvollften hervor. Das Piano, um den 
modernen Namen zu gebrauchen, hat fich allmälig zu dem allgewaltigen Beherrfcher 
unferes Mufiklebens erhoben. Es äufsert feine Macht im vornehmen Salon, im 
Boudoir, wie in der befcheidenen bürgerlichen Wohnung, hat den Dilettantismus 
und damit die Empfänglichkeit für mufikalifche Eindrücke in alle Claffen der 
menfchlichen Gefellfchaft getragen und übt in Folge deffen einen Einflufs auf das 
Empfindungswefen unferer Zeit aus, in welchem der Culturhiftoriker einen will 
kommenen Schlüffel zu mancher befremdlichen Erfcheinung des letzteren finden 
dürfte. Es liefs fich alfo vorausfetzen, dafs das Clavier das gröfste Contigent zu 
der Armee der für die Ausftellung beftimmten mufikalifchen Inftrumente ftellen 
würde. Und fo verhält es fich in der That. Die öfterreichifche Abtheilung allein 
zählte nicht weniger als 48 Firmen mit 56 Flügeln, 28 Stutzflügeln und 12 Pianinos, 
im Ganzen 96 Stück; die deutfcheAbtheilung dagegen 66 Firmen mit 35 Flügeln, 
2 Tafelpianos und 91 Pianinos. Gegen Oefterreich und Deutfchland traten nun 
freilich die anderen Länder unverhältnifsmäfsig zurück. Schätzen wir die Betheili 
gung derfelben nach der Summe der eingefendeten Inftrumente ab, fo kommt 
zunächft Frankreich mit 33, dann England mit 12 Stück, Rufsland und Italien waren 
mit 10, die Schweiz mit 8 Clavieren vertreten. Die fchwedifche Abtheilung führte uns 
deren 6 vor, ebenfoviel die fpanifche. Amerika und Dänemark ftanden numerifch 
gleich , auf jedes Land kamen 5 , auf Belgien dagegen 3 Pianos. Ungarn hat eben 
falls 3, Holland dagegen nur 1 Stück und zwar 1 Pianino geliefert. Den 224 Clavier- 
Inftrumenten der deutfchen und öfterreichifchen Abtheilung vermochten die ange 
führten Länder nur 97 Stück entgegenzuftellen, ein Mifsverhältnifs, das felbft 
locale Umftände nicht genügend erklären. Ueberdiefs weift die Lifte der aus- 
ländifchen Firmen manche bedauerliche Lücke unter den Ausftellern auf; fo thut 
es z. B. dem Ruhme Amerikas auf diefem Gebiete grofsen Abbruch, dafs die welt 
berühmten Fabriken Steinway und Chikering fich vermißen liefsen. Die englifche 
Abtheilung hat ebenfalls durch die Abwefenheit Broadwood’s und Collard’s eine 
bedeutende Einbufse an Glanz erlitten, und auch die deutfche, fonft fo reichlich 
und gut befchickte Ausftellung würde eine willkommene Ergänzung erhalten 
haben, wenn hier wenigftens die Firma Bechftein in Berlin der Firma Blüthner 
zur Seite geftanden wäre. Befondere Verhältniffe mögen wohl die genannten Firmen 
veranlafst haben, gerade die grofsartigfte aller bisherigen Ausftellungen zu umgehen ; 
jedenfalls können wir im Intereffe der Kunft diefe Vernachläffigung nur bedauern. 
Es war ein überaus glücklicher Gedanke, die öfterreichifche Abtheilung 
mit jenem hiftorifchen Anhänge zu verteilen, welche fich im Pavillon für „Gefchichte 
der Gewerbe und Erfindungen“ darftellte. Das mittlere Zimmer entfaltete in einer 
reichen Sammlung verfchiedenartiger älterer Inftrumente ein anfchauliches und 
feffelndes Bild von der Entwicklung des Inftrumentenbaues in Oefterreich feit 
etwa 130 Jahren. Namentlich waren es die hier vorhandenen Claviere. welche in 
erfter Linie das Intereffe auf fich lenkten. Ja, wir nehmen keinen Anftand, auf fic 
den eigentlichen Werth des Pavillons zu übertragen wegen des Gegenfatzes, in
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.