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Volltext: Musikalische Instrumente (Gruppe XV), officieller Ausstellungs-Bericht

Eduard Schelle. 
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fchwineungen der Saiten wird hier in einer für das Clavierfpiel unendlich werth- 
voüen Weife zur lebendigen Praxis erhoben. Die längeren Saiten des Clav.ers 
find den kürzeren unterthänig und müffen dazu beitragen, die letzteren m drrem 
7U unterftützen. Das phyfikalifche Gefetz, dafs die kürzere Saite die 
längere zu ihrem Dienfte zwingt, ift durch das Kunftpedal verwerthet. Ein Staccato 
.^ f • c i er Stelle feines Entftehens durch den Dampfer wieder 
erftfckter Accord klingt gleichzeitig durch diefe indirede Pedalwirkung angenehm 
Ort Kl^gförbungen der mannigfaftigften Art werden dadurch erzielt. Das> Kunft 
pedal ift leicht zu behandeln und jeder tüchtige Clavierfpieler kann das Kunftpedal- 
Spiel fchnell und corred aus den Andeutungen und Anleitungen erlernen welche 
Herr Zachariä in feiner Brochure „Die Kunftpedal-Schule“ pbt Herr 
Zachariä hat nämlich'als Lehrer des Kunftpedal-Spieles Stellung in Stuttgart 
genommen und aufser feinen Schulwerken einen bedeutenden Theil der alten und 
neuen Literatur für den Zweck des Studiums ausgearbeitet das he.fst mit der 
Pedalifation verfehen und hat bei der Firma J. & P. S chi e dm ay e i das bereit- 
willigfte Entgegenkommen gefunden, für die Ausarbeitung ei vun P 
Mechanismen*(für Flügel das „grofse“, für Piano das fogenannte Meine We ) 
Sorne zu treffen und diefelben den Fabrikanten, die fich an demFortfchritt bett e 
Wen wollen, zukommen zu laffen. Diefs dürfte umfo thunlicher fein , als die finn 
ische Conftrutäion des Kunftpedal-Werkes, deffen äufsere Form trotz des com 
nlicirten inneren Mechanismus eine einfache ift, fich der üblichen Bauart 
Pianos und Pianinos leicht anbequemt. Das Kunftpedal-Werk tragt zur Erhöhung 
des Klangeffectes der Clavierinftrumente bei, ftellt dem Virtuofen und Componiften 
eine weniger begrenzte Wirkfamkeit in Ausficht und liefert ein neues Element 
llU dU ’wenn wir untere Aufmerkfamkeit auf diefe Erfindungen als die ernften An- 
ftrebungen von Bedeutung für die Kunft des Pianobaues lenken, fo fehen wir uns 
nenothftrt einen Schritt über den Rayon der Aufteilung hinaus zu machen. Dein 
um das S Bild des Fortfehrittes , welches die Ausftellung vor den Augen de. Welt 
entfaltet und ihr in erfter Linie ein hohes und aUgemmnes fntereffe zuwenda, 
möelichft noch zu vervollftändigen, müffen wir zwei in Wien befindliche initiu 
mente in den Ausftellungsbereich ziehen, welche gerade in Beziehung auf c ei 
Fortfchritt die höchfte Beachtung verlangen. Wir machen daher von der uns 
gegebenen Erlaubnifs Gebrauch, derartige Leiftungen in unferen Bericht aufzu 
nehmen, wenn fie fich auch nicht in dem Induftriepalafte reprafenrtr|en.voraus- 
„efetzt dafs fie die fortfchrittliche Bewegung unterer Stadt auf dem l eirain des 
Clavierbaues nach der Parifer Ausftellung 1867 vertreten. Das eine der beiden 
Inftrumente gehört einer der hervorragendften Wiener Firmen an, nämlich Bofen- 
dorfer - es war urfprünglich für die Ausftellung beftimmt, konnte aber nicht 
rechtzeitig genug befchaftt werden - das andere tarnt aus der berühmten Fabrik 
Steinwayln Neu-York, welche auf der Bahn des Fortfehrittes im Pianobau ftets 
voran zu treffen ift und leider verhindert wurde, an der internationalen Goncurrenz 
fich zu betheiligtere, ^ grofsartiger Flügel, welcher fich in einem Privathaufe 
befindet liefert einen glänzenden Beweis, welche koftbare Refultate ermöglicht 
werden, wenn die Praxis mit der Wiffenfchaft Hand in Hand geht. W11 finde 
hier die Mafsverhältniffe der Saiten mit fo feiner Berechnung gewahrt, dafs die 
Theile derfelben zwifchen dem Stimmftock-Steg und den Wirbeln in dem Discant 
faft bis gegen die Mittellage heran deutlich und klar in einer höheren Odaye 
anfprechen welche in den tieferen Ton der Saiten gewiffermafsen hinemfchlup 
und ihn füllt Der Flügel wäre alfo zum Theile mit einer doppelten Scala begabt, 
<™e Wirkung derfelben äufsert fich darin, dafs der Ton in der Höhe felbft bei dem 
1 ärteften Anfchlage ftets rund bleibt und nichts von jener metalhfchen Scharfe 
venäth mit welcher wir ihn fo häufig bei fonft guten Inftrumenten in Folge de 
Einwirkung des vielen Eifens in der Höhe verfetzt finden. Ueberhaupt zeichnet
	        
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