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Eduard Schell e.
eigenen Gewerbsleuten, welche felbftftändig arbeiten, verfertigt werden. Die
Firma hat die Weltausftellungen von 1862 in London, 1867 in Paris, 1873 in Wien
befchickt. Der Concertfaal wird von der Firma Böfendorfer derartig beherrfcht
dafs auf 100 Concerte ficher 95 Böfendorfer-Flügel kommen und der Name Böfen
dorfer ift mit der Concertgefchichte Oefterreichs, fpeciell Wiens, untrennbar ver
bunden. Lifzt, Rubinftein, Biilow etc. fpielen mit Vorliebe Flügel von Böfendorfer
Abgefehen von der immer fortfehreitenden, natürlichen Entwicklung der Claviere
kommen einige Erzeugniffe derBöfendorfer’fchen Fabrik als befondere Neuerungen
in Betracht und zwar der fogenannte Patentflügel, eine glückliche Combination
der Wiener und englifchen Conftrudtionen, erfunden von Ludwig Böfendorfer
und auf deiTen Namen privilegirt und zum erften Male im Jahre 1862 in der Lon
doner Weltausflellung vorgeführt; ferner eine ganz neue Conftnuftion um das
Inftrument vollftändig von der Kaftentifchlerei unabhängig zu machen • Flügel
ohne den bisher gewöhnlichen Holzkaften, wie fchon oben gedacht wurde dann
eine Bodenconflruaion ebenfalls ganz neuer Art, bei welcher die Saiten ’anftatt
auf den Boden zu drücken, den Boden an fleh ziehen, daher das nachtheilige
-Senken des Refonanzbodens gänzlich vermieden fein dürfte. Die letzten Con-
ftruaionen, welche bisher noch nicht der Oeffentlichkeit übergeben find, dürften
für die Entwicklung des Pianobaues wohl fehr förderlich werden, indem bei ihnen
die erften Bedingungen eines guten Clavieres : Ton und Dauerhaftigkeit befonders
berückfichtigt find.
Die Ausfüllung hat Böfendorfer mit 6 vortrefflichen Flügeln befchickt
Lnter ihnen traten befonders zwei mit kreuzfaitigem Bezug und englifcher
Mechanik durch einen ausgiebigen und dabei edlen Ton hervor. Ferner verdient
noch ein Stutzflügel die ehrenvollfte Anerkennung wegen feines klaren, frifchen
lones ; er gehörte zu dem Berten, was die Aufteilung an Flügeln mit deutfeher
Mechanik bot. Dann ein Concertflügel, welcher in der Rotunde am Eingänge
in den örtlichen Transept ftand, feffelte die Aufmerkfamkeit fchon durch feine
brillante Ausftattung mit reicher Vergoldung. Er ift mit den Namen der Heroen
des Clavierfpiels und der Clavierliteratur geziert. Der Preisbewerbung hat Böfen
dorfer entfagt, weil er zur Zeit, als die Jury ihre Thätigkeit begann, noch mit
Ehrbar affocnrt war und Letzterer dasAmt eines Experten verfah. Del“ Inftrumente
Ehrbar s haben wir fchon bei Gelegenheit der Erfindung Beregfzafzy’s vorläufig
gedacht. Es fpricht für einen rührigen Eifer fowie die Intelligenz des genannten
Meifters, dafs er fich diefer Erfindung angenommen und fie für den Anfang auf das
Beftmoglichfte verwerthet hat. Seine Inftrumente mit dem Refonanzboden
Beregfzafzy s überragen an Kraft und Tonfülle entfehieden den Flügel Beregfzafzy’s.
Auch die übrigen fünf Inftrumente, unter denen fich zwei Pianinos vorfinden
nahmen fowohl nach Klangwefen wie Spielart eine ehrenvolle Stellung in der
ofterreichifchen Abtheilung ein. Sämmtliche Flügel Ehrbar’s vertreten die en«-
lifche Mechanik. s
Zu den erften Geftirnen jles Wiener Clavierbaues gehört bekanntlich noch
heutigen Tages die Firma Streicher. Sfr e i che r hat im Ganzen fünf Flügel
ausgeftellt. Ein an der Südfeite der Rotunde ausgeftellter und für die Frau Erz
herzogin Gifela angefertigter Flügel kennzeichnet feine fürftliche Beftimmung
durch fein elegantes, gefchmackvolles und mit dem Namen der Frau Erzherzogin
verfehenes Aeufsere. Derfelbe ift kreuzfaitig, der Karten aus Paliffanderholz aus-
geführt nach einer Zeichnung des Architekten Valentin Teirich und gefchmückt
mit Bildhauerarbeit von Schönthaler. In der öfterreichifchen Abtheilung fanden
fich ferner von Streicher ein grofser kreuzfaitiger Concertflügel in Paliffanderholz
mit englifcher Mechanik, dann ein Paliffanderflügel, kreuzfaitig, welcher etwas
Neues bietet, indem eine Vermittlung der englifchen mit der deutfehen Mechanik
angeftrebt ift. Die Letztere hat nämlich einen elaftifchen Hammerftuhl mit beweg
lichen Fängen erhalten. Die Auslöfung findet vermitteln der Stofszungen unter
der Hammernufs ftatt und zwar ohne Repetition. Diefe Einrichtung hat nur den