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Volltext: Musikalische Instrumente (Gruppe XV), officieller Ausstellungs-Bericht

Mufikalifche Inftrumente. 
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von lolchem Kaliber, dafs die Saiten gefpannten Federn beinahe gleich kamen. 
Dennoch war der Ton gefangvoll und ftark; eine Erfcheinung, die fich nur 
durch den glücklich conltruirten, freifchwebenden Boden erklären läfst. Die 
fchwache Seite diefes Pianos war die Mechanik; üe war zu einfach conftruirt und 
genügte defshalb nicht allen künftlerifchen Anforderungen. Delfen ungeachtet 
bewährte fich im Ganzen und Grofsen das Sirenion und wurde auch in Concerten 
in Wien, Leipzig und anderen Städten vom Sohne des Erfinders unter Beifall pro- 
ducirt. Seit 1834, dem Todesjahre des Gründers, ift das Gefchäft in den Händen 
von deffen Sohne Jofef Promberger, und wird gegenwärtig mit Gefchick und 
Erfolg betrieben. Die neue Firma betheiligte fich an der Parifer Ausftellung mit 
Auszeichnung und erhielt vor zwei Jahren das Decret als Hof-Pianofabrik. In 
mercantilifcher Beziehung ift der Export gröfser als der ümfatz in loco. Von den 
in der Ausftellung vorgeführten Inftrumenten der Firma Promb erger muthete 
befonders der Concertflügel durch feinen weichen, angenehmen Ton an, auch die 
Spielart und die Solidität der Bauart ift fowohl an diefem, wie auch an dem Stutz- 
•fliigel rühmenswerth. 
In den drei Flügeln, mit welchen die Fabrik S ch n e i d e r vertreten war, 
kennzeichnet fich ebenfalls eine höchft verdienftliche Arbeit, insbefondere ift ein 
grofser Flügel hinfichtlich der Repetition vortreftlich gelungen. Der Ton ift fchön 
und namentlich in der Bafslage ungemein kräftig. Die Bauart bei diefem, wie bei 
den beiden übrigen Inftrumenten durchaus folid. Alle drei Flügel haben einen 
geradfaitigen Bezug und einer befonders zeichnet fich durch einen klaren, warmen 
Ton aus; man erkennt in ihm den echten Wiener Klangcharakter wieder. 
Der Wunfch, etwas Neues für die Wiener Weltausftellung zu fchaffen, hat 
freilich auch manche Excentricität zu Tage gefördert. So fiel ein Flügel aus der 
Fabrik S t ary durch feine feltfame Form auf, indem die Hohlwand ftatt an der 
rechten Seite wie gewöhnlich, an der linken angebracht war. Wenn der Erbauer die 
Abficht hatte, an diefem Inftrumente ein Bild aus der verkehrten Welt zu geben, 
fo ift es ihm vortrefflich gelungen! Es ift ein ganz artiges, technifches Kunftftück- 
chen, das aber der Sache felbft gar keinen Dienft erweift, zumal der Ton nicht 
der angenehmfte ift. Weit beffer hat fich diefe Firma an jenem Stutzflügel mit dem 
Violin-Refonanzboden bewährt, deffen fchon gedacht wurde. Darin liegt wenig- 
ftens ein Experiment, welches Intereffe erregt und es ift nur zu bedauern, dafs der 
Pliigel nach Ausfage des Erbauers nicht zu feiner Vollendung gediehen ift, um 
ein endgiltiges Urtheil darüber abgeben zu können. Uebrigens find beide Inftru 
mente gut gebaut. 
Auch ein Stutzflügel, welcher an Kleinheit feines Gleichen fliehen durfte, 
machte fich unter den ausgeftellten Pianos bemerkbar. Er ift kreuzfaitig und hat 
für die Oberfaiten ftatt eines Steges einen Druckftab, der mit dem erften Steg verbun 
den ift. Die Fabrik Zinke & Wintersberger in Wien hat das Verdienft, diefen 
Duodezflügel angefertigt zu haben, der trotz feiner winzigen Geftalt genug Lärm 
machen kann; nur die Bäffe find fchwach und entfprechen in diefer Beziehung 
feiner Gröfse. Diefelbe Fabrik hat aufserdem zwei Pianinos und zwei Flügel 
geliefert, unter diefen letzteren einen mit doppeltem Refonanzboden. Eine ahn 
liehe Einrichtung hat Seifert aus Böhmifch-Leipa an feinem Stutzflügel ange 
bracht, ohne damit ein günftiges Refultat zu erzielen, denn der Ton ift dumpf. 
Der untere Boden ift mit offenen Rofetten verfehen, um die Luft herauszulaffen. 
Weit heller ift der Ton eines Flügels von Placidus Schlachter in Wien, unter 
deffen Refonanzboden ein zweiter, kleinerer bis zur Hälfte der Länge nach fort 
läuft und durch zwei Sättel mit dem grofsen verbunden ift. 
An die angeführten Finnen reiht fichzunächft Johann Heitzmann in Wien. 
Er gehört unftreitig zu den ftrebfameren Vertretern des Clavierbaues in Wien. 
Aus feiner Fabrik fanden fich vor: 1. Concertflügel, überfaitig. Der Abdämpfung 
läfst fich nachrühmen, dafs fie gut und fcharfift, der Ton aber könnte mehr Seele 
entfalten. Das Pult ift mit Beethoven’s Portrait gefchmückt; 2. Cabinetsflügel 
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