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Volltext: Musikalische Instrumente (Gruppe XV), officieller Ausstellungs-Bericht

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Eduard Schelle. 
namentlich durch das Verftellen der Drehpunkte ift fie aber jetzt zu ihrer äufserften 
Vollendung gelangt und hat auf der Wiener Weltausftellung fich mit Recht den 
erflen Platz unter den beften Mechanikfyftemen erobert. Die drei vorgefiihrten 
Inftrumente gehören überhaupt zu den vollendetften, was uns das deutfche Reich, 
ja die Ausflellung auf diefem Terrain vorführte und bewährt den Ruhm der Firma 
aufs belle. Wenn bei den S c h i e dmay e r’fchen Pianos ein anmuthiges, weiches 
Klangwefen in denVordergrund tritt, fo zeichnet fich hier, namentlich bei dengrofsen 
Flügeln, der Ton durch Gröfse, Breite und insbefondere durch eine ungemeine 
Schattirungsfähigkeit aus; er ift dazu edel, gefangvoll und jeder Modulation fähig. 
Auf Grund fo glänzender Eigenfchaften, zu denen noch die leichte und bequeme 
Spielart zu rechnen ift, hat die Jury Herrn Blüthn er mit dem Ehrendiplom bedacht. 
Derfelben Ehre ift noch eine andere Firma, welche mit der berühmten 
Stuttgarter Firma J. & P. Schiedmay er zwar den gleichen Namen führt, 
aber einen auffallenden Gegenfatz zu diefer bildet, „Schiedmayer & Söhne“ 
in Stuttgart, theilhaftig geworden, hauptfächlich wohl nur wegen ihres langen 
Beftehens — das Etabliffement datirt fchqn feit dem Jahre 1809 — und ihrer 
induftriellen Bedeutung. Denn die ausgeftellten Inftrumente, beftehend in 
einem Concertflügel in Paliffanderholz, überfaitig zu 600 Thaler; ein Salonflügel, 
überfaitig, zu 400 Thaler; ein Pianino, kleines Format in amerikanifchem Nufs- 
baum-Maferholz, kreuzfaitig, zu 300 Thaler, heben fich wohl durch eine folide 
Bauart, aber keineswegs durch eine befondere Schönheit des Tones hervor. 
Jedenfalls find ihnen an Werth die Inftrumente von Lipp in Stuttgart und 
Duyfen in Berlin überlegen. Lipp hat einen Concertflügel in Paliflander, über 
faitig, zu 1000 Thaler, einen Salonflügel in Paliflander und ein Pianino gelendet. 
Beiden Flügeln ift ein voller und namentlich durch Gröfse wirkender Ton eigen, 
dem freilich auch eine gewiffe Schärfe nicht abzufprechen ift. An der Mechanik 
des Salonflügels läfst fich Manches ausfetzen, wie die Spielart beweift. Ganz vor 
züglich dagegen ift das Pianino, das fich den beften Inftrumenten diefer Gattung 
anreihen darf. Ungleich vollendeter ift dagegen de! von Duyfen ausgeftellte 
Concertflügel in Paliflander, mit kreuzfaitigem Bezug und Mechanik nach Erard. 
An Gröfse mag der Ton gegen den der Inftrumente Lipp’s zurücktreten, aber er 
ift in allen Lagen fein ausgeglichen, ungemein fchattirungsfähig und“ entfaltet 
einen edlen Charakter. Die Spielart ift leicht und präcis und die Conftrublion 
gediegen. Ich nehme keinen Anftand, diefe Flügel den Inftrumenten Blüthner’s 
gleichzuftellen. Der Preis beträgt 900 Thaler. 
Zu den bekannten Firmen in Deutfchland gehört auch Rudolf Adolf 
Ibach’s Sohn. Die Firma vertrat fich durch einen grofsen Concertflügel in 
Paliffanderholz mit englifcher Mechanik und überfaitigem Bezug, zum Preife 
von 800 Thaler und zwei Pianinos. Das erfte, in hohem Format gehalten, 
mit kreuzfaitigem Bezug hat einen aus Ebenholz gefertigten, mit Schnitzwerk ver- 
fehenen Kaften und feffelt mehr durch ein elegantes Aeufsere, als durch feinen 
harten, unbiegfamen Ton. Das zweite Pianino in kleinem Format mit gerad- 
faitigem Bezug hat in diefer Beziehung den Vorrang vor jenem, fein Ton ift 
frei und modulationsfähig und von angenehmer Klangfarbe. Der Ton des 
Concertflügels dagegen könnte mehr Klangfülle und weniger Schärfe haben. 
Die Arbeit an fämmtlichen Inftrumenten ift in Anbelang der Solidität und der 
Genauigkeit des höchften Lobes würdig. Die Firma befteht fchon feit dem Jahre 
1792 und trug früher den Namen Adolf Ib ach’s Sohn. Der gegenwärtige Inhaber 
der Fabrik ift noch ein junger, ftrebfamer Mann und wird nicht ermangeln, die 
hier auf der Ausflellung gewonnenen Erfahrungen zu Gunften feiner künftigen 
Leiftungen auszubeuten. 
Weniger glücklich dagegen ift die namensverwandte, von demfelben Jahre 
her datirende Firma Guftav Adolf I b ach in Barmen mit ihren Ausftellungsobjedlen 
gewefen. Diefelben beftanden in einem Concertflügel mit überfaitigem Bezug von 
Paliffander und einem ebenfalls überfaitigen Pianino im hohen Format aus dem-
	        
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