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Eduard Schelle.
werden, ebenfalls laut Angabe, jährlich circa 1400 Inftrumente erzeugt, werden
ferner fämmtliche Beftandtheile mit Zuhilfenahme von Dampfmafchinen angefertigt.
Ausgeftellt waren 3 geradfaitige Flügel, 1 geradfaitiger Flügel im Commiffionshaus,
2 Pianinos, fchrägfaitig. Etwas Neues läfst fich über diefe Inftrumente nicht fagen,
üe verrathen genau diefelben Eigenfchaften, die man fchon vor mehr als dreifsig
Jahren an ihnen bewunderte, fie find mit einem Worte im höchften Mafse preis
würdig, aber einen Fortfehritt bezeichnen fie nicht, ihre Eigenthümlichkeiten ver
langen ein fehr leichtes, flüffiges Spiel und verlieren bei einer mehr oder weniger
gewaltfamen Behandlung des Tones ihren Reiz. Die ausgeftellten Pianinos haben
eine elegante, gefchmackvolle Ausftattung. Möchten nur die gegenwärtigen Leiter
der Fabrik zur Erkenntnifs gelangen, dafs ein einfeitiges Beharren auf längft
gemachten Errungenfchaften ftets der Vorbote eines bevorftehenden Verfalles zu
fein pflegt. Wir würden es fehr bedauern, wenn ein folches Gefchick dereinft über
die verehrungswürdige Firma hereinbrechen follte.
Einen confervativen Sinn verräth auch die Firma Herz, doch mit weniger
Berechtigung. 1 geradfaitiger Flügel, 1 Stutzflügel, 1 hohes halbfchrägfaitiges und
1 kleines geradfaitiges Pianino bildeten die Ausftellungsobjedte diefer Firma.
Elegant und kalt fcheint in Betreff des Tones die Lofung diefer Fabrik zu
fein. Die glänzende, aber im Grunde harte Klangfarbe ihrer Inftrumente pafst
vortrefflich zu einer gewiffen Stilrichtung, welche früher ftark in Mode war,
aber jetzt verfchollen ift, und über diefen Standpunkt hat fich Herz nie hinaus
gewagt und fo konnten feine in der Ausftellung befindlichen Inftrumente kein
weiteres Intereffe erregen, als dafs man höchftens ihre Familienähnlichkeit imTon
bewundert.
Anders verhält es fich mit der Firma Pleyel Wolf & Comp., Paris.
Diefelbe befteht feit dem Jahre 1S07, befchäftigt angeblich 700 Arbeiter und foll
2800 bis 3000 Inftrumente jährlich erzeugen. Die Firma hatte ausgeftellt: 2 kreuz-,
faitige Flügel, 1 kreuzfaitigen Stutzflügel, 2 mittlere Pianinos halbfchrägfaitig,
2 kleine geradfaitige. Diefe Inftrumente bezeugen ein ehrenvolles und erfolg
reiches Streben; diefelben find nach Ton und Spielart vortrefflich. Die Firma hat
die Vorzüge eines kreuzfaitigen Bezuges nach dem amerikanifchen Syftem erkannt
und zum Vortheil ihrer Pianos auszubeuten gewufst.
Zu den hervorragenden Firmen Frankreichs zählt auch Kriegelftein.
Aus feiner Fabrik fanden fich vor: 1 grofser Flügel mit kreuzfaitigem Bezug und
i fchrägfaitiges Pianino. Beide Inftrumente find tadellos in Betreff ihrer Conftruc-
tion, der Flügel jedoch ift fpröd und ungleich imTon; das Pianino darf nach
der Seite feines Klangcharakters wie feiner Spielart die vollfte Anerkennung
beanfpruchen.
Als Ausfteller nennen wir noch:
Philipp i fr^res in Paris mit 1 geradfaitigen Flügel und 1 fchrägfaitigen
Pianino.
B a r u t h in Paris mit 1 geradfaitigen Flügel und 1 fchrägfaitigen Pianino ;
Nicolas Erard mit 1 mittelhohen Pianino, halbfchrägfaitig und 1 hohen
Pianino, ebenfalls halbfchrägfaitig.
Th i b o n vill e-L amy in Paris mit 1 kreuzfaitigen Pianino zur Demon-
ftration des Pianifta.
Amedee Thibout & Comp, in Paris mit 4 Pianinos und zwar 1 kleines,
geradfaitiges einfaches, 1 kleines, geradfaitiges mit Eifenplatte, 1 mittelhohes, halb
fchrägfaitiges mit Eifenplatte, 1 mittelhohes, fchrägfaitiges mit Eifenplatte.
Feake & fils aine in Paris mit 2 halbfchrägfaitigen, mittelhohen Pianinos
mit zerlegbarem Karten.
Martin in Touloufe mit 1 mittelhohen, halbfchrägfaitigen Pianino und
i hohen, halbfchrägfaitigen.
Keine diefer Leiftungen der genannten Firmen bot Anlafs zu einet ein
gehenderen Br”irtheilung.