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Volltext: Musikalische Instrumente (Gruppe XV), officieller Ausstellungs-Bericht

Mufikalifche Inftrumente. 
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faales nicht wohl eignet. Stainer ift der eigentliche Begründer einer fpecififch 
deutfchen Geigenbau-Schule. Seine Violinen galten lange als Vorbilder bei den 
deutfchen Geigenmachern, bis man in neuerer Zeit wiederum zu den italienifchen 
Meiftern zurückgekehrt ift. In Wien waren es namentlich Eifenhofer, Stadelmann 
und Stofs, welche diefe Rea&ion hervorriefen. So geflaltet fich alfo der Fortfehritt 
auf diefem Gebiete, der feit jener grofsen Periode gemacht ift, eigentlich zu einem 
Rückfchritt; der Hauptwerth der Arbeiten unterer heutigen Meifter beruht ja im 
Wefentlichen darin, dafs diefelben möglichft treue Copien jener alten italienifchen 
Originale liefern. 
Man hat nun auch hier einen neuen Weg anbahnen wollen, hat an der 
Violine, und vielleicht mehr als an einem anderen Inflrument experimentirt, um ein 
neues Syftem für die Conflruction aufzufinden und zu begründen. So glaubte der 
berühmte Akuftiker Savart in Paris dem Geheimnifs auf die Spur zu kommen, 
indem er der Geige eine viereckige Form gab und flatt der gewölbten Refonanz- 
Löden geradflächige verwendete und die A’-Löcher durch gerade Schlitzen erfetzte. 
Savart hielt zwar diefes Inflrument für den Ausdruck fünfter Gefühle ganz befon- 
’ders geeignet, aber in Wahrheit hatte es gar keinen Ton und zu einem gleichen 
Refultate haben bisher alle derartigen Verfuche geführt. Der Toncharakter der 
Geige ift mit deren hiftorifchen Form fo innig verwachfen, dafs eine Veränderung 
an der letzteren eine Alteration der erfteren bewirkt. Die Ausftellung felbft 
lieferte uns einen fehr intereffanten Beweis dafür in einem nach dem neuen Syfteme 
des Fürflen Gregor Stourdza von dem Wiener Geigenmacher Zach gebauten 
Streichquartette, das wir bei einer mufikalifchen Production hören konnten. Nach 
der Mittheilung im Programm beabfichtigte der Fürft, mittelft feines erfundenen 
Syftems nicht nur eine Steigerung der quantitativen Fülle und Tonkraft gegenüber 
den Inftrumenten. fondern auch eine Klangfarbe zu erzielen, welche fich dem 
Timbre der menfchlichen Singftimme möglichft charakteriftifch nähert. Durch 
eine Vergröfserung des beftehenden Formats wäre der Grundcharakter der Inftru 
mente geopfert worden. Der Erfinder nahm daher feine Zuflucht zu der elliptifchen 
Form, als der günftigften für die Klangreflexionen und geftaltete die beiden Aus 
bauchungen der Geige in zwei in der Richtung der Queraxe zufammenftofsende 
Ellipfen um. Unglücklicherweife aber verhinderten die Forderungen der Appli 
catur, hier die Gefetze der Symmetrie gehörig einzuhalten. Die eine Ellipfe 
mufste eine Verfchiebung nach links hin erfahren, fo erhielten die Inftrumente 
jene barocke Geftalt, die unwillkürlich das Bild eines kropfartigen Auswuchfes 
wachruft. Sie find in der Thal die drolligften Mifsgeburten, welche die Familie 
der Ton-Werkzeuge bis jetzt in die Welt gefetzt hat. 
Diefer Umftand der Dinge liefse fich aber immerhin ertragen, wenn er 
durch eine Steigerung der Klangfchönheit aufgewogen wäre, allein die Erfindung 
kommt eigentlich nur der Bratfche etwas zu Gute. Mag auch der Ton der Geige 
etwas an Breite und Intenfivität gewonnen haben, fchöner ift er wahrlich nicht 
geworden; er erlitt vielmehr durch eine dunklere, bratfehenartige Färbung eine 
beträchtliche Einbufse an feinem normalen Charakter. Bei ihrem Zufammenfpiel 
im Quartett erzeugen diefe Inftrumente eine Monotonie in der Klangwirkung, 
welche auf die Dauer geradezu unerträglich wird; mit einem Wort, durch diefe 
Erfindung find wir wohl um ein Experiment, aber nicht um ein Refultat reicher 
geworden. 
Die Erfahrung lehrt, dafs gut conftruirte Geigen mit den Jahren an Klang 
fchönheit gewinnen, namentlich wenn fie ftets von gefchickten \ irtuofen gefpielt 
werden. Wir können uns leider durch das Medium ihres jetzigen Tones nur eine 
fehr unfichere Vorflellung machen, wie die hier ausgeftellt gewefenen alten*Cre- 
monefer Geigen geklungen haben, als fie frifeh aus der Werkftätte hervorgingen. 
Es liegt nun die Frage auf der Hand, ob es nicht möglich wäre, durch einen 
künftlichen Procefs demEinfluffe des Alters zuvorzukommen und eine Geige ohne 
gewaltfamen Eingriff in der herkömmlichen Form von vornherein mit allen den
	        
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