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Volltext: Musikalische Instrumente (Gruppe XV), officieller Ausstellungs-Bericht

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Eduard Schelle. 
An die Genannten reiht fich Carl Franz S chmid t in V ien mit zwölf \ io- 
linen an. Diefe find fämmtlich Copien nach Stradivari, Giufeppe und Andrea 
Guarneri, P. Maggini, J. B Rugerius und eine Prunkvioline mit reich verzierten 
Zargen und Boden. Sie find alle recht achtbare Leiftungen und haben einen 
kräftigen, guten Ton. Befonders aber lenkten die Erfindungen Schmidt s, welche 
in das Bereich der Lehr-Hilfsmittel fallen und fich ebenfalls hier ausgeftellt vor 
fanden, die Aufmerkfamkeit auf fich. Zunächft kommt da in Betracht ein Hand 
leiter für fämmtliche Streichinfbrumente aus Holz, nach der Form der regelrechten 
Inftrumentenhaltung gebildet, mit vier Federn am Inflrumente zu befeftigen. 
Diefem zur Seite fleht ein Handleiter für fämmtliche Bögen aus Holz, bei dem 
Frofch des Bogens zu befeftigen; derfelbe hat Vertiefungen für die regelrechte 
Fingerlage, aufserdem ift noch ein Bogenbafs aus Holz zu erwähnen, der an der 
Decke befeftigt wird, damit der Strich des Bogens auf den Saiten ein regelrechter 
fein mufs. Sämmtliche Erfindungen haben den Zweck, den Lehrer zu unterftützen. 
dem Anfänger die richtige Armhaltung, eine gelenkige Bogenführung und cor- 
retften Bogenftrich anzugewöhnen; fie dürften von nicht unbedeutendem prakti- 
fchen Werthe fein und verdienen jedenfalls eine eingehende Beachtung der 
Fachmänner. 
Ein fehr gutes Quartett, Imitation nach Stradivari, im Preis zu 50° fl. öfter 
reichifcher Währung wies auch die Firma Ignaz Johann Bu c h e r in Wien auf. 
Die Firma wurde von dem Vater des jetzigen Chefs derfelben, von Johann Bücher, 
1S16 gegründet. Der Letztere hatte von 1809 bis 1816 bei der damals fehr renom- 
mirten Firma Georg Stauffer in Wien gewirkt und viel zu dem guten Rufe bei 
getragen, deffen fich die Inflrumente Stauffer’s erfreuten. Ferner führte Lutz 
& Comp, in Wien Streichinftrumente aller Art vor, die fich durch einen klang 
vollen. ftarken Ton empfehlen. Unter den Geigen befand fich eine zu dem Preife 
von 2 fl. 40 kr. öfterreichifcher Währung. In fchroffem Gegenfatze zur exorbitant 
theueren Gemünder-Geige liefern die Gebrüder PI acht in Vien die billigften 
Violinen. Ein Dutzend derfelben fammt Bogen koftet 16 fl. öfterreichifcher V äh- 
rung. Diefe Geige eignet fich für den Anfänger und für das Chor von Land 
kirchen, wie auch zur Tanzmufik recht gut; fie wird in Graslitz in Böhmen (ein 
zelne Theile freilich etwas primitiv) verfertigt; denn die Gebrüder Placht zählen 
nicht zu den Fabrikanten von Streichinftrumenten, fondern find nur Inhaber einer 
Mufikinftrumenten-Handlung. Unter den ausgeftellt gewefenen Objeclen diefer 
Firma fanden fich auch eine Viola d’amore und eine Tenorgeige ; die letztere 
hat einen etwas grofseren Corpus als die \iola, mit hohen Zargen und vertritt 
bei jenen Orcheftern, wo es an einem Cello mangelt, deffen Stelle. 
Aus den Provinzen haben fich folgende Ausfteiler eingefunden: Stecher 
Jofef in Salzburg mit einer Geige von fchönem Modell, fehr gelungener Ausfüh 
rung und warmem altitalienifchen Klang; Gfchwendtner Jofef in Innsbruck mit 
2 Geigen zu 500 Gulden und 300 Gulden und einer alten Stainer als Reparatur; 
Diener Jofef aus Graslitz in Böhmen mit 3 Geigen, unter ihnen eine mit dunk 
lem, fall fchwarzem Lack von weichem, aber keineswegs durch befondere Schönheit 
fich hervorhebenden Ton. Laut Angabe foll diefe Geige eine echt italienifche, und 
von einem Italiener, Namens Guanefa angefertigt fein; \ olkmann Jofef aus 
Schönbach in Böhmen mit 6 Geigen, 2 Violen, 1 Cello und 1 Geigenkaften. 
Als ein Curiofum ift anzuführen eine Geige von Dr. S c h a cz i k. Die Ecken 
des Corpus find befonders flark ausgefchweift, fo dafs der untere Theil des Inftru- 
mentes eine gröfsere Breite als gewöhnlich hat; defsgleichen auch die Zargen. Die 
./''-Löcher find klein zu nennen im Vergleich mit den Cremonefer Geigen. Der 
Saitenhalter ift ftufenförmig zugefchnitten, fo dafs die ftärkfte Saite zugleich die 
längfte ift. Die Einrichtung hat den Zweck, den Corpus nach hinten zu Gunften 
des Tones fo frei wie möglich zu geftalten. Leider ift die Qualität des Letzteren 
nicht derart, dafs fich die neue Entdeckung bewährte, der Ton hat vielmehr einen 
zwitterhaften, nichts weniger als feflelnden Charakter. Endlich wären noch zur
	        
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