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Volltext: Musikalische Instrumente (Gruppe XV), officieller Ausstellungs-Bericht

Muiikalifche Inftrumente. 
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Vervollftändigung zwei Geigen zu erwähnen, angefertigt 1870 von einem Grafen 
LeopoldMa r t i ni in Galliano. Beide zeichnen fich in derThat durch eine fchlechte 
Bauart und nicht minder fchlechten Ton aus. 
In der ungarifchen Abtheilung ragten auf dem Gebiete der Streichinftru- 
mente Wenzel Schunda und S. Nemeffanyes in Peft hervor. Schunda hat 
ein Streichquartett gebracht, das fich durch feine gediegene Qualität um fo mehr 
empfliehlt, als der Preis verhältnifsmäfsig fehr billig ift, nämlich nur 150 Gulden 
öfterreichifcher Währung beträgt; Nemeffanyes zwei Violinen von Schöner 
Fa&ur und edlem Ton. 
In der deutfchen Abtheilung war es hauptsächlich die Firma Grimm in 
Berlin welche zunächft durch ihren langbewährten Ruf die Aufmerkfamkeit feffelte. 
Grimm hat ausgeftellt: 1. Ein Quartett, zu 1000 Thaler. 2. Einen Doppelkaften 
mit zwei Violinen zu 400 Thaler. Die Geigen find von fchönerForm und gutem 
Holz; unter den Inftrumenten ift befonders die Viola als ganz vorzüglich hervor 
zuheben. Eine andere Berliner Firma, H. Knopf, brachte eine Violine zu 80 Thaler, 
Imitation, der Ton ift ftark und fchÖn. 
Eine ganz befondere Beachtung hat Herr Schünemann aus Hamburg zu 
beanfpruchen, zumal er durch die Schuld feines Vertreters von der Jury ganz zur 
Seite gelaffen wurde. Derfelbe hat 3 Geigen und 1 Cello geliefert. Unter den erften 
machte fich die kleinfte Geige bemerkbar, die fich auf der Ausltellung befand. 
Die gröfste Länge des Inftrumentes beträgt nicht mehr als 20 Centimeter, die gröfste 
Breite nur 6 Centimeter und 7 Millimeter und dabei ift es durchaus correcl und 
regelrecht gebaut. Einen künftlerifchen Werth hat es freilich nicht, aber es ftellt 
der Gefchicklichkeit des Meifters ein Ehrenzeugnifs aus. Die zwei Geigen, eine 
nach Giufeppe Guarneri die andere wie das Cello nach Stradivari find von ganz 
vorzüglicher Arbeit; in Betreff der Kraft und Helligkeit des Tones hebt fich die 
nach Giufeppe Guarneri gearbeitete Violine befonders hervor. Diefe Inftrumente 
gehören entfchieden zu dem Beften, was die Ausftellung auf diefem Gebiete auf 
zuweifen hatte. Die grofsen Vorzüge diefer Geigen find theils auf Rechnung der 
Gefchicklichkeit des Erbauers zu fetzen, theils auf die Vortrefflichkeit des Materials. 
Das letztere befteht in einem Holz, welches bereits ein Säculum überdauert hat, 
und damit ift auch die Garantie gegeben, dafs diefe Inftrumente bei guter Behand 
lung mit der Zeit nur an Werth gewinnen werden. Die Violinen liehen, die eine, 
die nach Guarneri im Preife zu 300 Gulden, die andere, die nach Stradivari, im 
Preife zu 200 Gulden, das Cello nach Stradivari zu 300 Gulden. 
Hervorragendes leiftete auch F. A.Pfabs, ebenfalls aus Hamburg, mit 
der von ihm ausgeftellten Violine; man könnte fie nach ihrem hellen und zugleich 
weichen Ton eine fogenannte Meiftergeige heifsen. 
Zwei ganz vortreffliche Violinen, die eine Imitation nach Nikol. Amati, die 
andere nach Giufeppe Guarneri, hat Anton Haff aus Augsburg inBaiern geliefert; 
jede derfelben, einfchliefslich des Kaftens koftet 80 Gulden. Aus Regensburg 
fendeten Schulze & Kerchfteiner ein Quartett zu 400 Thaler, ferner vier Vio 
linen und zwar die erfte eineCopie nach Jofef Guarneri 100 Thaler, die zweite eine 
Copie nach Peregrino Zanetto mit fchön eingelegter Arbeit zu 100 Thaler, die dritte 
eine Copie nach Maggini zu 100 Thaler, die vierte eine Copie nach Stradivari 
zu 100 Thaler. Die genannten Inftrumente find von guter Facftur und zeichnen fich 
durch einen warmen, echt italienifchen Ton aus. 
Auch Mittelwalde, jenes kleine Gebirgsftädtchen in Baiern, hart an der 
Tiroler Grenze, welches durch feine Geigei%ubrication gewiffermafsen einen hifto- 
rifchen Ruf erhalten, fand fich in der deutfchen Abtheilung reichlich vertreten. 
Die Kunft des Geigenbaues wurde dorthin fchön im XVII. Jahrhundert durch 
einen Schüler Stainer’s, nämlich Egydius Klotz und cleffen Sohn Matthäus über 
führt und bildet noch heute eine Erwerbsquelle der Bewohner. Die Fabrication 
gefchieht nach dem Princip der Arbeitstheilung ; jeder Arbeiter hat immer einen
	        
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