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Eduard Schelle.
die Firmen Ziegler und Stecher in Wien ungemeine Verdienfte erworben
und zwar nicht nur um die Flöte, fondern um die Holz-Blasinftrumente überhaupt.
Die erftere Firma, nämlich Johann Ziegler, befteht bereits feit dem
Jahre 1820 und geniefst gegenwärtig einen bedeutenden Ruf auf diefem Gebiete.
Aus ihrer Fabrik fanden wir 10 Flöten mit .Ö-Fufs und 14 Klappen, 11 Clarinetten,
r Oboe und 4 Piccolos vor, fämmtliche Inftrumente von vorzüglicher Qualität bis
auf die Oboe, welche einen harten und trockenen Ton hat.
Stecher Carl hat geliefert im Ganzen 4 Clarinetten, 3 Fagots und
i Piccolo. Hervorzuheben ift eine Clarinette mit einer Verbefferung der
Klappen, wodurch es möglich ift, ganz bequem von H auf Cis, Dis, Gis u. f. w.
bindend und ohne alle Schwierigkeit zu fpielen, ferner ein Fagot, aus Ahorn
angefertigt, von weicher, warmer Klangfarbe, guter Bauart und durch die vortheil-
hafte Anbringung der Klappen dem Bläfer eine grofse Bequemlichkeit beim
Spielen bietend, dann ein Fagot von Paliifanderholz von fehr guter Stimmung,
fchönen, runden Bafs- und Mitteltönen und leichter Anfprache bis zum hohen D.
Aufserdem noch ein Tritonikon und ein fogenanntes Clairiophon, eine Bafs-
clarinette von Blech.
An diefe beiden Firmen reiht fich zunächft die Firma Friedrich Koc h in
Wien, welche durch eine Clarinette, Oboe und eine Flöte vertreten war. Die erfte
zeichnet fich durch eine Verbefferung der H- und CA-Klappen aus. Neu ift ferner
an dem Inftrumente, dafs das Mundftück durch Schrauben befeftigt war. Der Ton
ift in allen Lagen gut ausgeglichen und dasfelbe kann man der Oboe ebenfalls
nach rühmen.
Die Firma Jofef W. Lausmann in Linz fehen wir an dem Beftreben
betheiligt, diefe Inftrumente zu verbeffern. So fanden wir unter ihren Ausftellungs-
objedlen eine Oboe, bereichert um eine Klappe zu einer bequemeren Grifflage.
Die Mechanik ift fehr gut, der Ton jedoch nur in der tiefen Lage fchön, in den
höheren dagegen fpröde und hart. Ferner ift noch heryorzuheben eine Altclari-
nette in F, im Umfange von vier Odlaven und fchöner, dabei praktifcher Con-
ftruction.; das Inftrument hat in der Tiefe und der Mittellage einen fehr weichen
Klang, in der Höhe dagegen ift er fcharf. Im Ganzen jedoch mufs man zugeftehen,
das fowohl Altclarinette wie Altflöte keine erfpriefsliche Erweiterung der Familie
abgeben. Dann ift noch zu erwähnen eine Clarinette wegen ihres vollen, grofsen
Tones.
Die Firma Wenzel Bradka hatte zwei Fagots, Contrafagots nebft Flöte >
und Piccolo ausgeftellt. Unter den Fagots befindet fich eines aus Ebenholz mit
zwei Flügeln in der Parifer und Wiener Stimmung. Der Nutzen diefer doppelten
Stimmung fpringt nicht in die Augen. Dem Inftrumente ift nur die Bedeutung
eines Experimentes beizumeffeh. Der Ton ift zwar grofs, aber hart. Ferner lenkt
eine Clarinette in B die Aufmerkfamkeit auf fich, weil hier das gewöhnliche
Syftem mit dem Be rmann’s verbunden ift. Der Ton ift leidlich und verräth in
feinem Klangwefen eine zu enge Bohrung des Rohres. Aufserdem ift diefe
Clarinette mit einem Mundftücke von Kryftall verfehen. Ueber den praktifchen
Nutzen derartiger Mundftücke aus einem anderen Stoffe als Metall, gehen die
Anfichten der Fachmänner auseinander. Die Wahl diefer Stoffe rührt von dem
Beftreben her, die Einflüffe der Temperatur zu paralyfiren, man hat fogar zum Marmor
gegriffen, aber ohne einen glücklichen Erfolg zu erzielen. Gut gearbeitet ift auch
eine Bafsclarinette von Neufilber und Meffing. Flöte und Piccolo wollen nicht
viel bedeuten.
Als weitere Ausfteller bezeichnen wir noch die Firma Gebrüder P1 a c h t
in Wien, welche jedoch keine Stellung unter den producirenden Firmen einnimmt,
fondern nur eine Niederlage von Mufikinftrumenten verfchiedener Artbefitzt, wie
fchon im Berichte über die Streichinftrumente erwähnt wurde.
In der Ungarifche 11 Abtheilung fand fich die Firma Wenzel Schund a
mit einer Flöte "und einer Oboe vor; die erfte mit einer neuen \orrichtung an