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Eduard Schelle.
obenhin und geht in das Mundflück hinein, während bei der Clarinette der
Schnabel in die Birne, das fogenannte Umfatzftück eingefchoben wird. Bei Alt
und Tenor fpringt der Hals mit dem Schnabel rechtwinklig in der Biegung
hervor, beim Bafs ift der Hals abermals heruntergebogen und befchreibt eine
gröfsere Windung. Bei den drei letzten Inftrumenten nimmt der Schallbecher die
Richtung nach obenhin, an demfelben befinden fich zwei Klappen. Diefe Inftru-
mente find aus verfilbertem Kupfer geformt. Ihr Ton ift von etwas bleicher Farbe,
ausgiebig und warm; er hat Vieles von dem Charakter eines auf einem Saiten-
inftrumente geftrichenen Tones, und defshalb würde die Einführung eines folchen
Quartettes in unfere Harmoniemufik von grofsem Nutzen fein und hier das Streich
quartett aufs Wirkfamfte erfetzen. Diefe Saxophons ftehen: Sopran und Tenor
in B, Alt und Bafs in Es. Für den Concertgebrauch ift das Altfaxophon das geeig-
netfte. Die Inftrumente find leicht und die Spielart macht keine Schwierigkeit.
Der Preis der Inftrumente ift in Rücklicht auf daskoftbare Material mäfsig zu nennen.
Die Saxophons werden nur aus Metall gefertigt, aber fie gehören nach dem
Charakter des Tones wie der Mechanik zu den Holz-Blasinftrumenten. Sax in
Paris hat diefe Inftrumente erfunden, aber fpielbar find fie erft durch G o umas
geworden.
Meyer beer hat bekanntlich Saxophons im „Nordftern,, und der
„Afrikanerin“ einzuführen getrachtet. Aufserdem hat Goumas noch fehr fchöne
Clarinetten, Alt- und Bafsclarinetten geftellt. Die Bafsclarinetten dürften vielleicht
in Betreff des Tones nicht fo leicht ihres Gleichen finden. Zwei Fagots, ein eng-
lifches Horn und zwei Oboen bewähren nach Bauart wie Ton den wohlbekannten
Ruf der Fabrik aufs Rühmlichfte, defsgleichen auch die Clarinetten. Befonders
zeichnet fich unter ihnen eine Clarinette in A, nach Syftem Böhm mit Klappen für
Es und B aus. Der Ton ift in allen Regiftern gleich, und hat etwas flötenartiges
und bewahrt dennoch den Charakter der Clarinette. Von vorzüglicher Klang
wirkung find endlich auch die Flöten und Piccolos; auch hier waltet, wie über
haupt in Frankreich, das Syftem Böhm vor, doch befindet fich unter den Flöten
eine nach altem Syftem conftruirte. In Betreff der Bauart läfst die Letztere nichts
zu wünfchen übrig. Es bot fich hier Gelegenheit zu einem Vergleich diefer beiden
Syfteme, und zwar mit einer Metall- und Holzflöte nach Böhm. Den Letzteren
mufste man fchon den Vorzug geben wegen des in allen Lagen wunderbar aus
geglichenen und dabei kräftigen Tones, in welcher Beziehung ihnen die Flöten
des alten Syftems und felbft die beften entfchieden nachftehen. Die Fabrik
Goumas befchäftigt nicht weniger als 150 Arbeiter und verwendet zur Bohrung
der Löcher Dampfkraft.
Die bereits genannten FirmenThib o u vi 11 e- Lamy und Gau t r e au at n e
legen ihren Schwerpunkt nicht auf Holz-, fondern auf Blech-Blasinftrumente.
Die in die erfte Claffe fallenden Inftrumente, wie Clarinetten gehören in die
Rubrik des Mittelgut, dagegen hat Th i b o u vi 11 e Saxophons von verfilbertem,
Gautreau defsgleichen von reinem Kupfer ausgeftellt, die recht preiswürdig find.
Unter den Objedten der letzteren Firma befindet fich auch eine für uns wenigftens
neue Familie von Inftrumenten, die allerdings aus Metall angefertigt, aber wie
die Saxophons aus der Clarinette, aus dem Fagot und zum Theil aus der Oboe
hervorgegangen find. Diefe Inftrumente paradirten fchon unter dem Namen
Sarrufophons auf der Parifer Ausftellung 1867. Der Erfinder des Inftrumentes ift
Gautreau atne, aber die Idee und Veranlaffung gab ihm der Militär-Kapell-
meifter S arr u s, nach deffen Namen die Inftrumente getauft wurden. Sie waren
beftimmt, die in der franzöfifchen Militärmufik ausgefchloffenen Oboen und Fagots
zu erfetzen. Die ganze Familie geht in auffteigender Linie vom fogenannten
Sopranino in Es bis zum Contrabafs_ in B. Das Sopranino, wie der Sopran in B
gleichen in der Geftalt ganz einer Oboe von Metall; vom Alt an ift die Röhre in
paralleler Richtung gebogen und der Hals fpringt mit dem Mundftück heraus, wie
beimFagot, das Mundftück befteht wie beim Fagot oder derOboe in einemDoppel-