Mufikalifche Inftrumente.
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waren, aber hier bald als werthlos befunden wurden. Ueberhaupt zielen alle
die fogenannten Neuerungen des Herrn Sax darauf hm, die Natur der Llech-
inftrumente zu entftellen und bezeichnen mithin eher einen Abweg, keineswegs
aber einen eigentlichen Fortfehritt.
Das Syftem, einen Cylinder mit zwei gekrümmten Oeffnungen zu durch
brechen, mit welchem Sax aufgetreten war, wurde in Wien und Böhmen bei
einem Hahn angewandt, fo entftand die deutfehe Cylinder- auch Radelmafchine
genannt, weil der Hahn eine radartige Form hat. Der urfprüngliche Erfinder
diefer Vorrichtung foll der Profeffor Keil am Prager Confervatonum gewefen
fein, welcher aber nur die Cylinder, nicht aber die Klappen dazu machte. In
Wien hat der bereits verftorbene Blasinftrumenten - Fabrikant I elix Riedel
diefe Idee praktifch durchgeführt. .
Eine durchgreifende Verbefferung erhielt die Wiener Cylmdermafchme
1861 von einem Manne, der zu dem grofsen Auffchwung, den die Blechinltru-
menten-Fabrication in Oeflerreich genommen, viel beigewirkt hat, nämlich
V F. Cerveny, Metall-Mufikinftrumenten-Fabrikanten zu Komggratz in Böhmen.
Während nach' der herkömmlichen Weife das Ventil mit feinem Conus nach
aufwärts gekehrt war, durch Abfchleifung fich fenkte und das Inftrument wegen
fchlechter Luftfchliefsung bald unbrauchbar machte, fo gab ihm Cerveny
eine umgekehrte Stellung. In Folge deffen fenkt fich das Ventil durch die eigene
Schwere in die engere Thür des Cylinders, fchleift fich dafelbft immer luft
dicht ein, fo dafs das Inftrument ftets hermetifch bleibt und die leichte Anfprache
des Tones fichert. Ueberdiefs wurde die Bewegung des Ventils leichter weil
die Triebkraft am unteren Ende angebracht war. Endlich auch für die Dauer
haftigkeit diefer Mechanik hat Cerveny durch eine erft in jungiter Zeit
erfonnene Vorrichtung Sorge getroffen. In neuefter Zeit ift er noch weiter vor-
gefchritten, und hat durch eine Veränderung der Mafchmene den Mechanismus
zu einer höheren Vollkommenheit geführt. Indem er nämlich c em yinc er eine
wagrechte Stellung gab und zu einer Walze geftaltete, förderte er die Beweg
lichkeit desfelben und zugleich erhielt der Trieb einen fetteren Halt, ln der
That zeichnen fich die mit der Walzenmafchine verfehenen Inftrumente duich
eine überaus leichte und fichere Repetition des Tones aus. Die genannte
Mafchinerie ift fomit eine ganz neue Erfindung auf diefem Gebiete und wurde zum
elften Mal auf der Wiener Weltausftellung vorgefühlt. .
Uebrigens haben fich auch U h 1 m a n n und S t o w a ffe r, Blasmftrumenten-
FabrikanteninWien, um die Verbefferung der Cylmdermafchme verdient gemacht.
Die Aufteilung brachte uns im Weiteren noch eine neue Verbefferung dei Cylmder-
mafchine von dem Inftrumentenmach er Wilhelm Riedel von Graslitz in Böhmen.
Diefe Cylindermafchine, Intonationsfchlüffel genannt, ift anwendbar an alle Metall-
Blasinftrumente. Ihre Dauerhaftigkeit, angeblich auf 20 Jahre garantirbar beruht
auf den Wechslerftiften. Diefelben find von harter Bronce; der untere hat eine
conifche Aushöhlung und bewegt fich im Centrum auf einer harten pakfongenen
Stellfchraube, die in dem unteren Deckel der Büchfe emgefchraubt ift. Daher
drückt der Wechsler nicht mit dem vollen Gewichte feiner ganzen unteren t agade
auf den unteren Theil der Büchfe, fondern es bleibt zwifchen beiden Fahnden ein
leerer Raum. Der obere Stift des Wechslers, ebenfalls conifch, bewegt fich in einer
Hülfe von harter Bronce, die etwas conifch in die Hülfe des oberen Cylinder -
deckels eingefchoben ift. Ift diefe Hülfe abgenützt, fo wild fie eraiisge 10 en,
unten etwas abgedreht oder abgefeilt und der conifche Wechslerfti t e 1 wie ei
fo feft wie früher. Der Wechsler wird in Folge der ausgelaufenen W echfelftifte
nie träge zur Arbeit, fondern bleibt im Centrum erhalten; der Schraubendeckel
ift zum Abfchrauben und die pakfongene Stellfchraube kann nach Belieben bewegt
werden, ohne dafs der Schraubendeckel abgefchraubt zu werden braucht Die
Korksbehälter find im Druckwerke an den Federhäufern angebracht; den Halte
punkt bildet ein cylindrifcher Durchzugsftift welcher durch die Standergeht und