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Volltext: Musikalische Instrumente (Gruppe XV), officieller Ausstellungs-Bericht

Mufikalifche Inflrumente. 
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Jahr 1867. Aus diefer Zeit flammen auch die Verb eher ungen der Armeepofaunen 
für Alt, Tenor und Contrabafs her, bei welchen Cerveny zugleich einer bequemen 
und leichten Handhabung Rechnung trug. Seine Pofaunen fprechen in der tiefflen. 
wie in den hohen Tonlagen mit gleicher Kraft und Schärfe an. 
Im Weiteren berühren wir noch die Erfindung des fchönen Obligat-Althorns 
und die vielen Verdienfle, welche fich der Meifler um die Trompeten, Cornets, 
Turner- und Signalhörner erworben. Zu der Ausflellung brachte er noch als neue 
Originalfchöpfung fein Primhorn. Cerveny nennt es fcherzhaft „Gigfer-Befei- 
tungshorn“, weil es um eine Ocflave höher fleht, als das AT-Horn und mithin die 
hohen, nicht leicht anfprechenden Töne fich in der Mittellage befinden, fomit die 
Herztöne des Inflrumentes bilden, und als folche leicht wiederzugeben find. 
Cerveny erreichte diefs, indem er die Röhre weiter als gewöhnlich bohrte und 
die Form des Inflrumentes verkleinerte. Allein diefes Horn ifl von dem Uebel- 
flande begleitet, dafs deffen Umfang nach der Tiefe hin nicht gehörig ausreicht 
und am allerwenigflen für Militärmufik bequem fein dürfte. Sämmtliche von 
Cerveny ausgeflellte Inflrumente zeichnen fich durch einen feinen und 
ebenfo foliden Bau aus. Auf die Prämiirung mufste der Ausfleller als Mitglied 
der Jury Verzicht leiflen. v 
Ueberhaupt war die öflerreichifche Abtheilung, zu der auch Cerveny zählt, 
im Ganzen fehr reichlich und gut befchickt worden. Unter den Wiener Firmen 
fleht im Vordergrund Ignaz S t o w aff e r. Diefe Fabrik wurde im Jahre 1838 
gegründet und hat fich während ihres langen Beflehens die Förderung diefes 
Induflriezweiges fehr angelegen fein laffen und namentlich für die Verbefferung 
der Cylindermafchine Bedeutendes geleiflet. Unter ihren vielen und verfchiedenen 
Inftrumenten zeichneten fich befonders zwei Flügelhörner in B und C, ein Cornet 
in B, zwei Trompeten in B und F f endlich ein Horn in F durch einen vorzüglich 
fchönen Ton aus. Auch eine Tenbrtrompete in B, zwei Bombardons in Fund B, 
der Pofaunen nicht zu gedenken, vertraten den Ruf der Fabrik in würdiger Weife. 
Die Inflrumente find theils aus Meffing, theils aus Alpacca. Ais das Neuefle find 
anzuführen die Jericho-Pofaunen, welche einen überaus flarken Ion befitzen, 
namentlich «die in B, leider aber für den Bläfer unbequem find. Nächfl Stowaffer 
ift die Firma F u c h s Daniel in Wien zu erwähnen. Von ihr fanden fich vor: 
Zwei Piflons, eine Trompete in G oder F, eine Trompete Baffo in C oder B, 
zwei Solo-Flügelhörner, eines von Alpacca, ein Solo-Euphonion, ein Waldhorn in 
C oder F, Tenortrompone in B, Bafstrompone in B, Bombardon in F, Helikon 
in F y Helikon in B, Signalhorn, Traverfon. Das Traverfon, eine neue \ erbefferung 
der Pofaune, ifl leichter zu tragen als die gewöhnliche Pofaune und fo gebaut, 
dafs fie mehr auf dem Körper liegt und die linke Hand nicht befchwert. v Der 
Schallbecher kann nach Belieben abgenommen werden. Der Ton ill voll und 
rein. Die Inflrumente flehen in der Naturflimmung B und A. Das Rohr läuft in 
einer Windung über das Mundflück in den Schallbecher, der alfo nach der 
entgegengefetzten Seite hin, nach vorn gerichtet ifl und hat einen durchaus regel- 
mäfsigen conifchen Verlauf in der Menfur. Diefe Traverfons find aufserordentlich 
handlich und dürften bald grofse Verbreitung finden, da namentlich der Preis fehr 
billig ifl, von 58 bis 75 fl. ; auch die übrigen Inflrumente find billig, 7 bis 175 fl. 
Die Firma Leopold Uhl mann in Wien befchickte die Ausflellung mit 
einem Cornet inB, zwei Trompeten in F, zwei Waldhörnern in F, zwei Pofaunenin 
B, zwei Bafspofaunen in F, einem Flügelhorn in C, einer Trompete in B, einem Alt 
horn in Ar, zwei Tenorhörnern in B. Diefe letzteren fünf Inflrumente find mit einer 
Hand zu halten und zu fpielen; ferner mit einem Bafs-Flügelhorn oder Tenorhorn in 
Cy einem Euphonion in C, einem in B und C, einem Bombardon in C, eifern Helikon 
in B. Die Fabrik wurde im Jahre 1800 vom Vater des jetzigen Chefs gegründet 
und befchäftigte fich nur mit Anfertigung von Holz-Blasinltrumenten. Erft feit 
1830. bereits unter dem jetzigen Befitzer, wurde die Fabrication auch auf Metall- 
Blasinftrumente ausgedehnt und hat fich das Gefchäft jetzt zum gröfsten derartigen
	        
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