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Eduard Schelle.
Werkstätten zu Paris, zu Chateau-Thierry (Aisne) und zu Mericourt (Vogefen)
mehr als 700 Arbeiter. Die ausgeftellt gewefenen, in das Bereich des Bleches
fallenden Inftrumente find gut gearbeitet und zeichnen fich durch einen fchönen
Ton aus; von vorzüglicher Schönheit ift der Ton einer Bafspofaune in B. Auch
die Leitungen von Thibouville-Lamy auf diefem Gebiete find im Ganzen und
Grofsen anerkennungswerth. An einzelnen Inftrumenten indefs, fo an derPofaune
in C, wäre nur der Mangel an einem beftimmten Charakter des Tones auszufetzen,
welcher eine Mifchung von Trompeten- und Hornton bildet.
Die italienifche Abtheilung ift mit den Blech-Blasinftrumenten beffer
beftellt, als mit den Ton-Werkzeugen anderer Art. Giufeppe Pelitti in Mailand
hat im Ganzen Preiswürdiges geliefert, unter Anderem eine Ordonnanztrompete
in Z>, auf der man die ganze Scala fpielen kann, eine Erfindung, die für das Militär
von grofsem Werthe ift. Diefe Erweiterung des Inftrumentes wird durch eine
Klappe erzielt. Ausgezeichnete Inftrumente führte auch die Firma Antonio
San tue ci aus Verona vor. Unter ihnen ift befonders hervorzuheben ein Bom
bardon in F\ in Formeines Helikon, wegen des kräftigen und dabei runden Tones;
auch eine Pofaune in B ift wegen ihres glanzvollen Klangcharakters anzuführen.
Weniger gelungen waren ein A'-Horn und ein Bariton. Recht empfehlenswerthes
Mittelgut brachte Antonio Palmieri aus Forli. Von Gaetano Spada in Bologna
fanden wir aufser jenem fchon erwähnten Metallfagot von neuer Conftrudtion ein
Flügelhorn in Es mit Quermechanismus, genannt Genis. Dagegen will eine
doppelte Trompete von Mafuffi gar nichts befagen. Zu den neueften Erfindungen,
welche die Ausftellung vorführte, gehört das Bimbonitono des Profeffors Giachino
Bimbani aus Florenz. Es bildet eine Trompone, welche durch einen Mecha
nismus Trompete, Clarinette und das Fagot vereinigt. Es hat einen Umfang von
vier Odtaven, vom Contra-A'. Das Inftrument leiht fich in Folge des Mechanismus
mit Leichtigkeit allen Figuren her, Triller in Dur und Moll find bequem aus
führbar. Der Ton ift ftark, weich und fanft, für Cantilenen geeignet; er entbehrt
aber jeglichen beftimmten Charakters. Das Inftrument kann nur als Curiofität
gelten und Aufmerkfamkeit beanfpruchen, aber für die Kunft ift es kein Gewinn.
Die von F e d o r o w aus Moskau eingefendeten Inftrumente, ein Saxophon
ohne Mundftück und eine Trompete, überfchreiten nicht das Mafs des Gewöhn
lichen. Endlich fahen wir noch Rumänien auf diefem Gebiete vertreten in der
Firma W. St affe k in Bukareft, welche Blech-Blasinftrumente aller Gattungen
brachte, darunter ein Flügelhorn in C, von fchöner äufserlicherArbeit und anftändig
in Ton und zwei Tenor-Euphonions in C und B, zwei gute, aber leider mit
fchlechten Mundftücken verfehene Inftrumente. Im Ganzen und Grofsen find die
Leiftungen diefer Firma recht anftändig."
Hiermit wäre das Bild erfchöpft, welches die Weltausftellung auf dem
Gebiete der eigentlichen Kunftinftrumente entrollt hat. Wenn wir auf dem Terrain
des Clavierbaues die unangenehme Erfahrung machten, dafs uns das deutfehe
Reich in diefem Zweige der Induftrie überholt hat , find wir demfelben in der
Fabrication der Streichinflrumente überlegen und ftehen ihm in den Blas-Inftru-
menten zum minderten ebenbürtig gegenüber. Ein Beleg dafür ift, däfs einzelne
öfterreichifche Fabrikanten, z. B. Cerveny, einen bedeutenden Gefchäftsverkehr
mit dem Auslande haben.
So haben nur Oefterreich, Frankreich, und wenn fich das Inftrument des
Herrn Gemünd er in New-York für die Dauer bewähren follte, Amerika Mufter-
geigen geliefert. Ueberhaupt haben fich, im Durchfchnitt genommen, die öfter-
reichifchen Streichinftrumente an Qualität des Tones den von Deutfchland
geftellten, dem einzigen Lande, das mit Oefterreich numerifch in Concurrenz
trat, als überlegen erwiefen. In Betreff der Blasinftrumente reichen fich Oefter-
reich-Ungarn, Deutfchland und Frankreich die Pland, und bezüglich der Blech-
Blasinftrumente darf fich ihnen auch Italien anreihen. Auf de.m Gebiete der Holz-