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Eduard Schelle.
diefer Firmen zeichnen fich theilweife durch eine fehr fchöne Ausftattnng und
güten Ton aus.
Eine fchöne Guitarre fand fich ferner in der italienifchen Abtheilung
hei Trojani Francesco in Rom vor und aus Spanien, der zweiten Heimat
diefes Inftruments, lieferte Antonio Lopez Almagro deren vier von vei-
fchiedener Gröfse und möglichft fehlechter Bauart.
Die Mandoline, das Gefchwiflerkind der Guitarre, cultiviren im deutfchen
Reich befonders die fchon genannten Firmen Heidegger, Wettengel und
Amberger.
Nach dem Bilde zu fchliefsen, welches die öfterreichifche und deutfche
Abtheilung darboten, dürfte die Guitarre keinen Schlimmeren Feind haben
als die Cither, denn in der Maffe diefer Inftrumente, die uns überall entgegen
trat, Rand fie fehr vereinzelt da. In Süd-Deutfchland wenigftens fcheint ihr die
Cither das Terrain genommenzu haben; in Nord-Deutfehl and freilich befitzt fie
gegenwärtig noch wenig Popularität. Doch könnte fich diefs leicht in der
Folge anders gehalten, denn bereits fehen wir die Cither aus den füddeut-
fchen Gebirgsländern, über den Ocean in den äufserften Weden gedrungen,
wie uns die amerikanifche Abtheilung lehrte. Uebrigens eignet fich auch
dies Inftrument ganz befonders für das Hille häusliche Leben auf dem
Lande oder in den Gebirgen. An ihm haftet eine gewiffe Romantik. Die
eigentliche Heimat der Cither oder, wie der richtigere Ausdruck lautet,
der Schlagcither ift die liederreiche Steiermark und das füdliche Baiern; hier
mufs man fie hören inmitten der Gebirge, in der Waldfchenke, um ihren
eigenthümlichen Reiz kennen zu lernen. Ihr zarter, füfser 1 on hat etwas von
dem Klange der neapolitanifchen Mandoline, mit welcher fie einen fehr ver
wandten Zug hat. Wie diefe Mandoline nicht mit den Fingern, fondein mit-
telft einer Zunge aus Schildpatt, der Patacca, gefpielt wird, bedient man fich
auch bei der Cither einer Art von Pledlrum, nämlich eines, mit einem Häk
chen ve'rfehenen Ringes, welcher um den Daumen liegt; mit diefem werden
die vier melodieführenden Saiten angefchlagen, die anderen mit den bingein
gegriffen. Im Aeufsern jedoch hat die Cither nichts gemein mit der neapoli
tanifchen Mandoline. Ihr Corpus befteht in einem flachen Boden mit einer
Refonanzdecke, deffen Grundform fich auf ein rechtwinkliges Dreieck zurück
führen läfst; der äufseren Erfcheinung nach gleicht er einem länglichen Viereck,
deffen rechte Seite einen Bogen beschreibt; in der Mitte des Refonanzbodens
befindet fich das Schallloch. Längs der Refonanzdecke läuft an der linken Seite
das mit Metallbändern verfehene Griffbret; über dasfelbe ziehen vier zur Füh
rung der Melodie in a, a, d, g geftimmte Saiten, die jetzt gewöhnlich durch
die Zuthat des c auf fünf vermehrt find. Diefe Anzahl ift jedoch nach dem
neueften Syftem um eine vermehrt und der Umfang bis auf fechs ausgedehnt
worden, welcher ftatt des ä verdoppelt ift. Die Saiten liegen fo, dafs dem
Spieler die höheren zugewandt find. Man findet diefes Syftem in der Ausftel-
lung bei Kr in er in Stuttgart vertreten. Aufser diefen Melodiefaiten umfafst
gegenwärtig der gefammte Bezug 26 bis 31 Saiten.
Unter den Ausftellern in der öfterreichifchen Abtheilung fleht voran
Anton Kien dl in Wien. Von ihm fanden fich nicht weniger als 13 Cithern
mit Mechanik, fämmtlich wahre Prachtinflrumente, unter ihnen 2 Elegiecithern
von überaus reizvollem Klange, die eine ganz von Ebenholz, eingefafst von
weifsem und gelbem Metall und aus Ebenholz gefchnitztem Kopfe, die Mecha
nikplatte ift vergoldet, ebenfo die Stimmfliften, die Schallöffnung von Eben
holz gefchnitzt. Der Preis derfelben beträgt fammt Etui mit Einrichtung 180 fl.
öfterreichifcher Währung.
Die Elegiecither unterfcheidet fich in Form und Gröfse von der gewöhn
lichen und hat einen feelenvolleren, man könnte fagen, mufikalifch veitiefteren
Klang. Die Firma Kien dl befteht feit 1843 und liefert jährlich im Durch-