modernen Forschung nicht mehr gegönnt war, als Zeuge des chemi
schen Aufschwunges und als theils Lob spendender, theils kritisch
tadelnder Richter an der Wiener Ausstellung Theil zu haben!
Am Schlüsse dieses Abschnittes muss noch erwähnt werden,
dass es in der Ausstellung auch an neuen, streng pharmaeeuti-
schen Specialitäten nicht gefehlt hat, und es muss uns freuen, dass
hier einige Triester Pharmaceuten ausgezeichnet worden sind in
Folge ihrer Bemühungen, gewisse Präparate im Inlande herzu
stellen, welche ehedem nur vom Auslande bezogen werden konnten.
Weinländer waren in der chemischen Abtheilung der Wiener
Weltausstellung durch reichliche Mengen von Weinsäure und
Weinsäure-Präparaten vertreten, namentlich von Kalium-Tartrat
und Seignette-Salz. Der ausgedehnte Bedarf in der Färberei, zu
pharmaceutischen Zwecken und bei der Bereitung von Kunst
weinen hat sich von Jahr zu Jahr gesteigert, während die Pro
duction des Rohmateriales, der rohe Weinstein, eng begrenzt die
gleiche geblieben ist. Diesem Uebelstande zu begegnen, wurde
auch die Weinhefe in den Kreis der Weinsäure-Fabrieation mit
einbezogen. Die Bedeutung der Weinhefe für die, Industrie ist
eigentlich zuerst von Seybel in Wien erkannt worden. In einem
Vortrage, der 1854 in den Verhandlungen des nieder-österreichi
schen Gewerbe-Vereines veröffentlicht wurde, lenkte Seybel die
öffentliche Aufmerksamkeit auf den grossen Weinsäure-Reichthum
in der Weinhefe, welche sich nach der Hauptgährung in dem aut
die Mostgewinnung nachfolgenden Frühjahre abscheidet. Die
Weinhefe beträgt 5% vom Volumen des Weines; ein einfaches
Anpressen gibt von je 100 Eimern Absatz 80 Ctr. Wein und
20 Ctr. trockene Hefe, also bei einer jährlichen Wein-Production
in Oesterreich von etwa 40 Millionen Eimern Wein ein Total-
Erzeugniss von 60.000 Ctr. Weinstein im Werthe von 2 Millionen
Gulden. Seybel hat dem Worte auch die That folgen lassen, und
die Liesinger Fabrik Wagenmann, Seybel & Comp, erzeugten bisher
aus den verarbeiteten Rohproducten jährlich ungefähr 4000 Ctr,
Weinsäure,