eine grosse Benachteiligung durch die Einführung der billigen
Maschinen-Spitzen, von denen im Verlauf einer Minute 30.000
Maschen gefertigt werden können, während die geschickteste
Klöpplerin in der gleichen Zeit nicht mehr wie vier bis fünf zu
schlingen vermag. Im Jahre 1831 waren in England 5000 Ma
schinen beschäftigt, die 30 Millionen Yards Maschinen-Spitzen
verfertigten und allmälig alle Märkte überschwemmten. Der Not
stand, welchen ein solcher Rückgang seiner wichtigsten Industrie
in dem rauhen, dichtbevölkerten Erzgebirge hervorrufen musste,
veranlasste die sächsische Regierung und eine grosse Zahl von
Gemeinden im Jahre 1848 zur Errichtung von Klöppelschulen,
welche nicht blos technisch-industrielle, sondern vor Allem in-
tellectuelle und moralische Erziehungszwecke verfolgen sollten.
Die Aufgabe, welche sie sich stellten, war die Heranbildung von
Arbeiterinnen bis zu dem Grade, um jedes von der Mode be
gehrte und aus diesem Grunde besser bezahlte Genre selbst
ständig und mit Erfolg herzustellen. Dabei wurden die Verleger,
d. h. die Abnehmer der in der Schule gefertigten Arbeiten, wie
die Lehrerinnen verpflichtet, stets die neuesten technisch voll
kommensten Spitzenmuster fertigen zu lassen und die schlecht
gezahlten Sorten ganz fernzuhalten, um auf diese Weise die
Concurrenz der Maschine möglichst ungefährlich zu machen. Bis
zu welcher Fertigkeit es die Schülerinnen nach fijübriger Lehrzeit
bringen können, bewiesen auf der Ausstellung die von labiikan-
ten aus Dresden, Barwald und Ehrenfriedersdorf ausgestellten
Artikel. Die Anlage und Pflege der Klöppelschulen, die von
Regieruug und Gemeinden in richtiger Schätzung ihrer volks-
wirthschaftlichen Würdigkeit geübt wird, ist trotz manch un
günstiger Strömung unter der arbeitenden Bevölkerung in steter
Entwicklung begriffen. Es bestanden im Jahre 1872 in Sachsen
35 Klöppelschulen mit 39 Lehrerinnen, 17 Verlegern, 31 Local-
Inspectoren, 134 Gemeinde - Vorständen und durchschnittlich
2000 Schülerinnen, von denen 463 am Näh-Unterrichte theil-
nahmen. Ihr Verdienst belief sich auf 22.091 Rthlr. mit durch
schnittlich 11, hei vorgeschrittenen Schülerinnen 70, 100 bis
130 Rthlr. jährlichen Verdienst; die Staatshilfe betrug 4000Rthlr.,