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Volltext: Bericht über die Weltausstellung zu Wien im Jahre 1873

riusse und an ihrem richtigen Empfinden ihnen der Sinn an das 
Schöne und Gute sich bilde. 
In Erzählungen und Berichten aus vergangenen Tagen, etwa 
denen unserer Grossmütter, erfreuen sich die italienischen Blu 
men desselben Rufes gröss(möglichster Naturwahrheit wie in den 
letzten Jahren die Pariser. In Italien ist ihre Verfertigung eine 
uralte Kunst, da sie schon zur Zeit Neros in Gebrauch gewesen 
sein soll. In Siena verfertigte man Blumen aus Seiden-Cocons, 
in Brasilien, auf Madeira werden sie aus bunten Federn kunstvoll 
gearbeitet, in Kloster- und Herrnhuter-Arbeitsschulen aus mög 
lichst fremdartigem Material, wie Fischschuppen und Pflanzen- 
Samen, Kaffeebohnen u. a., wunderlich zusammengefügt; Füttern, 
Papier und Seidenstoff, Wachs, Porcellan und gesponnenes Glas, 
Alles lieferte Material dazu, bis in neuester Zeit ein besserer 
Geschmack allein die möglichste Naturtreue erstrebte, die bei 
den französischen Blumen (die man in jüngster Zeit als die 
vollendetsten ansah) selbst mit abgestorbenen Blättern und allerlei 
Zeichen des Verwelkens und Ermattens kokettirte. Dass die 
Wiener und Münchener Blumen in keiner Weise hinter den fran 
zösischen zurückstehen, war eine Neuheit der Wiener Ausstellung. 
Sie zeichnen sich durch einen besonderen Reiz der Thaufrische 
und Natürlichkeit aus und nennen wir als die vorzüglichsten dieser 
Art die aus Papier de Chine verfertigten Baudissin’schen Alpen 
blumen. In Oesterreich blüht diese Industrie vor allem im böh 
mischen Niederland an der sächsischen Grenze. Mit dem Jahre 
1781 beginnend, breitete sich dieselbe rasch über die umliegenden 
Ortschaften aus und die Nachfrage stieg mit der Fertigkeit der 
Arbeiterinnen von Jahr zu Jahr, so dass die Zahl der durch 
Verfertigung von Kunstblumen sich ernährenden böhmischen Fa 
milien im Jahre 1833 nahezu 2000 erreichte. In neuerer Zeit 
hat sich durch Zollverhältnisse Vieles in diesem Betrieb geändert, 
die Fabriken wurden meist nach Sachsen verlegt und finden wir 
heute den fruchtbarsten Boden für die Erzeugung von Kunst-
	        
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