riusse und an ihrem richtigen Empfinden ihnen der Sinn an das
Schöne und Gute sich bilde.
In Erzählungen und Berichten aus vergangenen Tagen, etwa
denen unserer Grossmütter, erfreuen sich die italienischen Blu
men desselben Rufes gröss(möglichster Naturwahrheit wie in den
letzten Jahren die Pariser. In Italien ist ihre Verfertigung eine
uralte Kunst, da sie schon zur Zeit Neros in Gebrauch gewesen
sein soll. In Siena verfertigte man Blumen aus Seiden-Cocons,
in Brasilien, auf Madeira werden sie aus bunten Federn kunstvoll
gearbeitet, in Kloster- und Herrnhuter-Arbeitsschulen aus mög
lichst fremdartigem Material, wie Fischschuppen und Pflanzen-
Samen, Kaffeebohnen u. a., wunderlich zusammengefügt; Füttern,
Papier und Seidenstoff, Wachs, Porcellan und gesponnenes Glas,
Alles lieferte Material dazu, bis in neuester Zeit ein besserer
Geschmack allein die möglichste Naturtreue erstrebte, die bei
den französischen Blumen (die man in jüngster Zeit als die
vollendetsten ansah) selbst mit abgestorbenen Blättern und allerlei
Zeichen des Verwelkens und Ermattens kokettirte. Dass die
Wiener und Münchener Blumen in keiner Weise hinter den fran
zösischen zurückstehen, war eine Neuheit der Wiener Ausstellung.
Sie zeichnen sich durch einen besonderen Reiz der Thaufrische
und Natürlichkeit aus und nennen wir als die vorzüglichsten dieser
Art die aus Papier de Chine verfertigten Baudissin’schen Alpen
blumen. In Oesterreich blüht diese Industrie vor allem im böh
mischen Niederland an der sächsischen Grenze. Mit dem Jahre
1781 beginnend, breitete sich dieselbe rasch über die umliegenden
Ortschaften aus und die Nachfrage stieg mit der Fertigkeit der
Arbeiterinnen von Jahr zu Jahr, so dass die Zahl der durch
Verfertigung von Kunstblumen sich ernährenden böhmischen Fa
milien im Jahre 1833 nahezu 2000 erreichte. In neuerer Zeit
hat sich durch Zollverhältnisse Vieles in diesem Betrieb geändert,
die Fabriken wurden meist nach Sachsen verlegt und finden wir
heute den fruchtbarsten Boden für die Erzeugung von Kunst-