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Volltext: Bericht über die Weltausstellung zu Wien im Jahre 1873

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schinen, wplehe die Erzeugung des Eisens und dessen erste 
Bearbeitung zum Vorwurfe halten. 
England bat in dieser Beziehung Modelle von grosser Wich 
tigkeit ausgestellt. Zuerst ist es Whitwell’s Apparat zur 
Erhitzung von Gebläsewind. In diesem streicht die zu 
erhitzende Luft abwechselnd durch Kammern, welche durch die 
an derselben zur Verbrennung gebrachten Essen - Gase erhitzt 
worden sind. Diese Kammern, durch eine Anzahl Scheidewände 
gebildet und in einem cyliudrischen Baume angebracht, commu- 
nieiren untereinander durch oben und unten in den Scheide 
wänden angebrachte Oeffnungen, so dass sie gleichsam einen 
langen Kanal bilden. Um den Ofen sind vier solcher Kammern 
vereinigt, von denen je zwei zur Verbrennung der Gicht-Gase 
und die anderen zur Erhitzung des Windes dienen. Mittelst 
dieses Apparates kann die zu erhitzende Luft auf eine Tempe 
ratur von 800 Celsius gebracht werden. 
Ein anderer sehr wichtiger Apparat, im Modell vorgeführt, 
ist Siemen’s Ofen zur Herstellung von Schmied-Eisen 
direct aus den Erzen. Von solchen Oefen waren zwei Mo 
delle mit einem feststehenden und einem rotirenden Herde aus 
gestellt*). 
Dass auch Amerika in dieser Beziehung dem Fortschritte 
gehuldigt hat, bewpist der von Seilers & Comp, ausgestellte ro- 
*) Oie hohe Temperatur, welche zur Herstellung von Schmied-Eisen 
direct aus Erz durch Schmelzen desselben und dadurch erzielter chemischer 
Fällung dient, wird durch die bekannte Siemens’sche Regenerator-Gasfeuerung 
erzeugt, und wird dabei das Erz, der schlackenbildende Zusatz, sowie die 
reducirende Kohle durch die Gasflamme so stark erhitzt, dass Eisen und 
Schlacke schmelzen, welch letztere dadurch, dass sie über dem Eisen lagert, 
die weitere Kohlenstoff-Aufnahme verhindert. Auf diese Weise wird ein den 
weichsten Bessemer-Sorten ähnliches Schmied-Eisen erzeugt, und zwar sollen 
durch dieses Verfahren nach Angabe 77 % des im Erze enthaltenen Eisens 
gewonnen weiden. Das so dargestellte Eisen mag sich besonders zur Martin- 
Stahlfabrication eignen, die auf der Pariser Ausstellung mit Recht die vollste 
Aufmerksamkeit aller Fachmänner auf sich gelenkt hat. Die den Modellen 
beigefügten Proben dieser Eisengattung, das Aussehen derselben, sowie die 
damit angestellten Bruchproben und sonstige Versuche lassen auf eine vor- 
/iigliche Qualität schliessen, und dürfte diese jedenfalls billige Erzeugungs- 
Methode des Schmied-Eisens bald überall willkommenen Eingang finden.
	        
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