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die noch nachfolgenden ebenfalls falsch gemacht werden. Die
Leistungsfähigkeit dieses Schnelldruckes ist eine bedeutende,
weil bei zweckmässiger Vertheilung der Punctgruppen unter die
Buchstaben im Durchschnitte zur Einstellung des Typenrades nur
3 bis 4 kurze Ströme erforderlich sind und das Drucken und die
Zurückführung des Typenrades auf den Nullpunct fast augen
blicklich geschieht. Es ist bisher kein Typpendruck - Apparat
construirt worden, der mit so wenig Strömen die Einstellung
bewerkstelligt.
Haben wir so die Entwicklung und neuesten Fortschritte
iii der Zeiger- und Typendruck - Telegraphie verfolgt, so bleibt
uns noch das Gebiet der elektro - chemischen und Copir-Tele-
graphen. Wurden schon früher, namentlich die ersten Versuche
auf dem Gebiete der Telegraphie mit Zuhilfenahme der chemi
schen Zersetzung von Salzen etc. angestellt, so wurde doch erst
1855, als Caselli seinen bekannten Pan-Telegrapheii der
grossen Welt vorführte, ein eigentlicher Fortschritt verzeichnet*).
Die Erfindung Caselli’s machte seinerzeit grosses Aul
sehen und sein Apparat wurde mit dem grössten Beifalle aul
genommen, ja selbst grosse Erwartungen setzte man auf denselben.
Diese sanguinischen Hoffnungen wurden von der Praxis arg ge
täuscht. Die Complication des Mechanismus und die Langsamkeit
der Arbeitsleistung sind Factoren, die in der heutigen Telegraphie
absolut ausschliessend wirken; zudem erfordert der Apparat
einen schwer zu erreichenden vollkommenen Synchronismus der
Ströme zwischen der Aufgabs- und Empfangsstation, und gestatte!
nicht die Anbringung eines lielais, d. h. eines Apparates, der
die Einschaltung eines frischen Stromes gestattet, wo die Krall
des alten nicht mehr ausreicht. Daher auch der Caselli sehe
Telegraph nicht über 500 Chilometer Entfernung zu telegraphiren
*) Der Gedanke jedoch, die elektro-chemische Zersetzung in der Weise
zu benützen, um damit ein Facsimilc der aufgegebenen Schrift zu copiren,
gehört nicht Caselli an. Bain war der Erste, der 1850 die Handschrift
seihst in vollkommen getreuer Copie in die Ferne telegraphirte; ihm folgten
Bakewell 1851, dann Gintl und Pouget-Maisonneuve und theilweise
Bonelli und Lenoir.