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Volltext: Bericht über die Weltausstellung zu Wien im Jahre 1873

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kamen solche zum ersten Male im letzten deutsch-französischen 
Kriege zur Anwendung. Die Amerikaner transportirten während 
des Secessionskrieges mehr als 75.000 Kranke und Verwundete 
auf Eisenbahnen und hiervon die bei Weitem grösste Mehrzahl 
in Hospital-Trains (Esmarch). Im deutsch-französischen Kriege 
beläuft sich nach Dr. Pelzer die Zahl der, nur auf dem Wege 
über Nancy nach Deutschland in der Zeit vom 23. August 1870 
bis 5. Mai 1871 von 21 eingerichteten Sanitäts-Zügen in 83 Fahrten 
evacuirten Kranken und Verwundeten auf 17.358 Köpfe; inder 
seiben Zeit wurden überdies 127.582 Kranke und Verwundete 
auf anderen Eisenbahnzügen nach Deutschland befördert*). 
Die dem Militär-Sanitätswesen gewidmete Ausstellung setzte 
sich demnach die Aufgabe, Sanitäts-Züge vorzuführen, welche — 
mit Benützung der in den genannten Kriegen gemachten Er 
fahrungen — in der möglichst vollständigen Weise den an den 
Transport Verwundeter gestellten Anforderungen zu entsprechen 
vermögen. 
Bevor ich zur Beschreibung dieser im Sanitäts-Pavillon**) 
ausgestellt gewesenen Züge übergehe, schicke ich eine Skizzirung 
*) Die Sanitäts-Züge haben namentlich im letztgenannten Kriege ihre 
Aufgabe derart glänzend gelöst, dass sich eigentlich jeder Staat schon im 
Frieden ein derartiges Materiale bereit halten sollte. Die Ausrüstung und 
Erhaltung von vollständig hergerichteten, im Frieden entbehrlichen Sanitäts- 
Zügen ist jedoch eine zu kostspielige, so dass sich wohl schwerlich ein Staat 
hiezu bestimmen lassen dürfte; es werden daher erst zu Beginn eines Krieges 
die Sanitäts-Trains aus dem vorhandenen Eisenbahn-Materiale errichtet und 
zusammengestellt werden müssen. Der Antrag Becher’s auf der internatio 
nalen Privat-Conferenz im Sanitäts - Pavillon der Wiener Weltausstellung 
(Zusatz ad Punct 1), „dass die Regierungen aller Länder im Wege der 
Gesetzgebung die Eisenbahn-Directionen (Privat- oder Staatsbahnen) dazu 
verhalten sollen, für Eisenbahn - Unglücksfälle eine entsprechende Anzahl 
von zweckmässig construirten Transports-Wägen für Verwundete und Kranke 
anznschaffen und zu allen Zeiten in Stand zu erhalten“, verdiente nicht allein 
vom humanitären Standpuncte, sondern auch deshalb Berücksichtigung, als 
hiedurch schon in Friedenszeiten eine Art Stamm-Materiale geschaffen würde, 
das sowohl den Staaten als den patriotischen Hilfs-Vereinen die Einrichtung 
und Aufstellung von Sanitäts - Zügen zu Beginne eines Krieges wesentlich 
erleichtern würde. 
**) Nur kurze. Zeit vor der Eröffnung der Ausstellung wurde grössten- 
theils auf Anregung der deutschen Kaiserin beschlossen, dem Militär-Sanitäts-
	        
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