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Volltext: Bericht über die Weltausstellung zu Wien im Jahre 1873

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Stellung eiserner Querschwellen gemacht wurden, so lässt sich 
doch nicht leugnen, dass man von einem System, welches durch 
die Gesammtheit seiner mechanischen und ökonomischen Eigen 
schaften allen Bedingungen genügt, noch sehr weit entfernt ist. 
Die Cement-Querschwellen, welche an der Ausstellung 
von einer uns unbekannten Firma exponirt waren, konnten nur 
zeigen, wie oft durch zweckwidrige Verwendung an und für sich 
vorzüglicher Materialien Fehlgriffe gröbster Art gemacht werden*). 
Das eiserne Langschwellen-System ruht auf dem 
Princip, ohne Mitverwendung von Holz, der Fahr-Schiene eine 
continuirliche, gleichförmige Unterstütznng nach ihrer ganzen 
Länge zu verschaffen und so die Fehler zu vermeiden, welche 
mit den Systemen der isolirten Stützpuncte unzertrennlich ver 
bunden sind. Die unterbrochene Unterstützung der Schienen 
erzeugt bei dem Fortrücken des Angriffspunctes der Belastung 
eine Biegung der Schienen, daher eine wellenförmige Bewegung 
in der Bahn uni dem Laufe der Fahrzeuge und als directe Folge 
erhöhte Gefahr gegen Bruch und Entgleisung und stärkere In 
anspruchnahme der Fahrbetriebsmittel **). 
*) Wer weiss, dass die Querschwellen vermöge der Ungleichheit und 
Beweglichkeit ihres Auflagers nicht blos auf rückwirkende, sondern auch auf 
Biegungsfestigkeit in Anspruch genommen werden — und dieser Fall immer 
eintritt, wenn die Schwellen, gegen die Mitte zu, zu hart unterkrampt sind 
oder Senkungen an den Schwellköpfen eintreten — der wird die naturwidrige 
Verwendung des spröden Cementes zu Querschwellen ohne Weiteres einsehen. 
Wollte man die Sicherung gegen Bruch anstreben, so müsste man zu Dimen 
sionen greifen, die in ökonomischer und technischer Hinsicht nicht mehr 
zulässig wären. Nur in Würfelform könnte allenfalls Cement-Beton in Gegenden, 
wo es an Holz, Stein und Eisen zugleich gebricht, als Schienen-Unterlage mit 
Nutzen Anwendung finden. 
**) Man musste mit der freitragenden Schiene den Begriff eines gewalzten 
Brückenträgers verbinden, in welchem die Massen unter und über der neu 
tralen Linie nahezu in gleichen Abständen vertheilt sind, und verfiel dabei 
in die Nothwendigkeit, die Tragfähigkeit, resp. das Gewicht der Schienen, 
immer zu erhöhen, um die darüber rollenden Lasten, ohne allzuschädliche 
Einbiegungen, von Stützpunct zu Stützpunct übertragen zu können. Die 
Einführung schwererer Locomotiven und grösserer Achsenbelastung übte 
wieder ihre Kückwirkung auf die Schienen aus, verlangte noch stärkere Profile, 
und so entstand ein Millionen verschlingender Wettkampf zwischen Schienen 
und Fahrzeug, ähnlich dem zwischen den Panzerplatten und Krupp-Kanonen.
	        
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