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Betheiligung der Frauen sowohl an wissenschaftlichen Forschungen,
als auch an künstlerischen Bestrebungen*).
Deutschland hat alles auf Unterricht und Bildung Bezüg
liche, sofern es nicht Land- oder Forstwirtschaft betrat', in
einem eigenen Pavillon ausgestellt; es war die glänzendste
Ausstellung dieser Art und, dem äusseren Ansehen nach,
der deutschen Uultur vollkommen würdig. Und doch befinden
wir uns in einiger Verlegenheit, indem wir daran gehen, über
Deutschlands Unterrichtswesen zu berichten. wie nämlich das
selbe repräsentirt war. Denn bei aller Reichhaltigkeit und Schönheit
der hier gebotenen Objecte konnten wir doch der befremdenden
Wahrnehmung uns nicht verschliessen, dass von den fünf und
zwanzig deutschen Staaten**) (wir sehen hier von Privaten ganz
*) Die Redaction der Zeitschrift „Das Haus“ (Stockholm) brachte zur
Exposition einen Katalog über Bücher und Musikalien, die von schwedischen
Frauen verfasst oder couiponirt wurden. Das Institut »Lärokursen für
Fruntinrnier“ (Stockholm) stellte unter anderen Frauen-Arbeiten auch einige
über mathematische Theoreme und Probleme und analitische Constructionen
aus. Von M. Procope (Stockholm) sahen wir Maschinen, die von ihr erfunden
oder doch verbessert worden sind. S. Akcr m a r k (Göteborg) lieferte eine
Typen-Sammlung von hundert skandinavischen Algen, E. G. Ramsay
(ebendaselbst' Abbildungen von Blumen, die auf Spitzbergen wachsen. Ausser
dem aber waren liier auch Werke der Plastik und Malerei, der Gravier-und
Zeichtmkunst zu sehen, welche sämmtlich von Frauen ausgetührt waren.
Louise Flodi n’s Buchdruckerei in Stockholm sandte Bücher ein, gesetzt
und gedruckt von schwedischen Frauen. Dass diese auch den praktischen
Bedürfnissen des Lebens Rechnung zu tragen wissen, dafür zeugte die reiche
Ausstellung von Arbeiten in Flachs und Wolle, Papier und Wald-Producten
zum Gebrauche in Haus und Familie.
**) Das deutsche Reich zäldt im Ganzen etwa dO.uuu Elementar-Schulen,
in denen bei 6 Millionen Schüler (nahezu 15% der Gesammt-Bevölkerungi
unterrichtet werden. Die daselbst beschäftigten Lehrer werden an eigenen
Seminarien ausgebildet. Das älteste darunter ist das Königsberger, das im
J. 1701 errichtet wurde. Während aber noch im Anfang dieses Jahrhunderts
kaum ein Dutzend solcher Anstalten bestanden, sind jetzt im ganzen deut
schen Reiche nicht weniger als 143 Schullehrer-Seminare tliätig, von denen
88 allein auf Preussen kommen. Der Fortbildungs- Unterricht, der nach
durchlaufener Schulzeit namentlich von der Handwerker-Jugend benutzt wild,
steht in Württemberg auf besonders hoher Stufe. Dieser Staat allein hat
beispielsweise mehr gewerbliche Fortbildungs-Schulen, als ganz ! isleithanien
bei elfmal stärkerer Bevölkerung.