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Volltext: Bericht über die Weltausstellung zu Wien im Jahre 1873

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gefähr 280 Ctr. Soda auf diesem Wege erzeugt. Der von Solvay 
pateutirte Apparat besteht in einem verticalen Cylinder, der mit 
Siebböden versehen ist, so dass diesen gegenüber Kohlensäure 
und Ammoniak eintreten, während auf den Siebböden das gefällte 
Natrium-Bicarbonat angesammelt wird. Am Schlüsse der Pariser 
Ausstellung 1867 waren die Preisrichter durchgängig der Mei 
nung, dass, nachdem die Regenerirung des Schwefels gelungen 
war, Leblanc’s Soda-Process noch für lange Zeit das Feld be 
haupten werde. — Das internationale Preisgericht der Wiener 
Weltausstellung hat nun eine Umwälzung im Verfahren der Soda- 
Fabrication constatiren können, deren national-ökonomische Folgen 
für den Augenblick noch gar nicht abzusehen sind, wenn man 
au den herabgesetzten Bedarf von Schwefelsäure und an den 
dadurch erhöhten Preis der Salzsäure- und der Chlor-Industrie 
denkt. Wenn auch Leblanc’s Soda-Process für einzelne Looali- 
täten, wo billiges Brennmaterial zu Gebote steht, seine Bedeutung 
noch in der Zukunft behalten wird, unterliegt es keinem Zweifel, 
dass an anderen minder begünstigten Localitäten der Ammoniak- 
Process, wie ihn A. W. Hofmann bezeichnet hat, den Phasen- 
Process von Leblauc verdrängen kann, in England, in der Schweiz, 
in Westphaleu, in Thüringen, in Baden, in Russland und auch 
in der Marmoros in Ungarn erstehen gegenwärtig grossartige 
Soda-Fabriken, darunter solche mit einer Tages-Production von 
300 Ctr., welche alle den Ammoniak-Process einführen oder schon 
eingeführt haben. — Obwohl sich in diesem Ammoniak-Processe, 
der eine directe Umwandlung von Kochsalz in Soda möglich 
macht, das höchste Interesse der chemischen Abtheilung auf der 
Ausstellung gipfelt, muss dennoch bemerkt werden, dass in der 
heutigen Art der Durchführung dieser Process noch an einem 
Uebelstande leidet. Um einen Kreislauf des Ammoniak-Materiales 
zu ermöglichen, muss das bei der Umwandlung des Kochsalzes in 
Natrium-Bicarbonat gebildete Chlor-Ammonium durch Calcium- 
Carbonat wieder verwendbar gemacht werden. Dadurch sammeln 
sich mächtige Mengen von Calcium-Chlorid an, die nur schwierig 
zu verwerthen sind, und bei Anwendung von Magnesium-Carbonat 
vertheuern sich die Fabrikskosten, trotzdem dass durch Wasser-
	        
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