□ n Empfangszimmer in einem Wiener Bürgerhause um 1840. □ □
Wesen ihrer Persönlichkeit und ihr Gedächtnis überlieferte. So erscheint
uns Späteren das großväterische, anspruchslose Biedermeierzimmer als
das traute Heim von Menschen, denen die Heimat nicht nur ein Wort
oder Begriff war, sondern der gesetzmäßige künstlerische Ausdruck der
Persönlichkeit in den Gegenständen der Häuslichkeit. Die Interieurs
früherer Epochen, die der Biedermeierzeit vorausgehen, besitzen keine
solche Vorbildlichkeit. Auch nicht das Empire Möbel, in dem die große
Historie des barocken Zeitalters ausklingt. Denn die Voraussetzungen,
die jene historischen Formen geschaffen haben, sind von den heutigen
grundverschieden. Hof und Kirche herrschten auch in Kunst und Kunst
gewerbe. Aber es ist für die Einheit jener Kultur bezeichnend, daß die
überladenen Formen, in welchen das Machtbewußtsein der weltlichen
und geistlichen Herrschaft adäquaten Ausdruck fand, in einem
Grade volkstümlich wurden, daß sie schließlich bis in den einfachsten
5