Arbeitszimmer (Bureau) einer Dame mit modernem Gobelin von Arch. Karl Witzmann.
Tempelfries trug oder es war reich und kunstvoll drapiert. Sinnreiche
Symbole deuteten an, daß hier Aphroditens geweihte Stätte sei. Das
Nachtkästchen erhielt die Form eines Opferstockes. Der Waschtisch war
als Altar der Reinigung gleichfalls als Opferstätte charakterisiert. Der
praktisch bürgerliche Sinn der Biedermeierzeit vertrug diesen ästhetischen
Ballast nicht. Er reduzierte die Formen auf das konstruktiv Notwendige,
schuf sie nach seinen leiblichen Bedürfnissen um. Könige sind
damals Bürger geworden, sie entflohen der Ungemütlichkeit der
Schlösser und dem Druck der Repräsentation, um sich in der
»Eremitage« wieder menschlich zu fühlen. Heute möchte der kleine
Bürger wie ein König leben. Der Möbelspekulant ist der große Hexen
meister, der alle Illusionen geben kann. Alle Stilarten liefert er, die
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