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Volltext: Amtlicher Catalog der Ausstellung der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder Österreichs - Welt-Ausstellung 1873 in Wien

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Gruppe V. 
Die Baumwoll-Industrie hat in den letzten vier Jahrzehnten einen 
ungemein grossen Aufschwung genommen. Die Einfuhr der rohen Baum 
wolle ist vom Jahre 1831 von 113.000 Centnern bis zum Jahre 1870 auf 
935.241 Centner gestiegen. 
Man zählt im Ganzen in Oesterreich 168 Baumwollspinnereien mit 
etwas mehr als 1% Million Spindeln. Der Hauptsitz der Baumwoll 
spinnerei ist in Böhmen, Vorarlberg und Niederösterreich. Doch genügt 
die Erzeugung der Baumwollgarne keineswegs und sind 155.198 Centner 
rohe Garne, 4260 Centner gebleichte und 12.664 Centner gefärbte Garne 
im Jahre 1870 eingeführt worden. Der Werth der eingeführten Garne 
kann auf 30 Millionen Gulden angesetzt werden. 
Die Weberei ist meistens noch Lohnweherei. Doch sind in den 
letzten Jahren, in Folge der gestatteten Zollbegünstigungen, zahlreiche 
mechanische und Regulatorstühle eingeführt und zur Anwendung gebracht 
worden, so dass die Zahl der mechanischen Stühle 15.000, der Regulator 
stühle 36.000, zumeist in Böhmen und insbesondere bei und in Reichen 
berg verwendet, beträgt. Die Weberei ist sonst auch in Mähren, Schlesien, 
Ober- und Niederösterreich und Vorarlberg ausgebreitet, wo sich fast 
allenthalben mit der Verwendung des Absatzes der Leingewebe die Arbeiten 
der Baumwollweberei zugewendet haben. 
Die gesammte Baumwoll-Industrie, Färberei, Druckerei und Appretur 
mit einbezogen, beschäftigt heute fast 400.000 Menschen und erzeugt 
einen Werth von 120—140 Millionen Gulden, wovon auf die grossen 
Fabriken wol fast die Hälfte entfällt. Im Jahre 1870 sind 20.905 Centner 
Baumwollgewebe ausgeführt und nur 13.593 Centner eingeführt worden. 
Die grössten Druckereien sind in Böhmen, im Prager Kammerbezirk, 
wovon Kosmanos jährlich 20 Millionen Wiener Ellen erzeugt. 
Die Flachs- und Hanf-Industrie ist eine der ältesten in Oesterreich 
und war immer die bedeutendste, bevor die Baumwoll-Industrie sich auf 
schwang und der ausländische Absatz der österreichischen Leinenwaaren 
durch englische und belgische Leinwänden verdrängt wurde. 
Die Leingarnspinnerei und Leingarnweberei wird heute noch meistens 
durch Handarbeit betrieben und zwar die erstere grösstentheils als Neben 
beschäftigung der landwirthschaftlichen Bevölkerung, besonders in den 
gebirgigen Gegenden Böhmens, Mährens und Schlesiens. Daneben aber 
arbeiten, vor Allem in Böhmen, dann in Schlesien, Mähren und Oberöster 
reich 403.000 Spindeln in grossen Maschinenspinnereien. Deutschland 
zählt 260.000, England 1,640.000, Frankreich 700.000 Spindeln. Es gibt 
heute einige 40 solcher Etablissements. In den genannten Kronländern 
werden Leinwänden aller Qualität gewebt, bis zu den feinsten Batisten, 
Während grobe Stoffe, allenthalben in Oesterreich durch die Haus-Industrie,
	        
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