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ORNAMENTE DER RENAISSANCE. 
Die Verzierungsdetails sind besonders elegant. Das in der Kathedrale zu Rouen, zu Ehren des Cardinais 
d’Amboise errichtete Monument, wurde im Jahre 1515, unter der Aufsicht des Baumeisters der Kathedrale, 
Roulant le Roux, begonnen. Kein Italiener war bei diesem Werke beschäftigt, welches daher als der 
Ausdruck der neuen Geisteskraft gelten kann, welche die Renaissance den einheimischen Künstlern Frank 
reichs eingeflösst hatte. , 
In den Jahren 1530 und 1531 berief Franz I. die Meister Rosso und Primaticcio nach Frankreich, und 
bald darauf begaben sich auch die Künstler Xicolo del’ Abbate, Luca, Penni, Cellini, Trebatti, und Girolamo 
della Robbia dahin. Die Ankunft dieser ausgezeichneten Männer und die Gründung der Schule von 
Fontainebleau führten neue Elemente in die französische Renaissance ein, von welchen wir weiterhin zu 
sprechen Gelegenheit haben werden. 
Es wäre unmöglich uns hier auf die historischen Details der Holzschnitzerei weitläufig einzulassen, ohne 
die Grenzen dieser Skizze zu überschreiten. Wir begnügen uns daher mit der Bemerkung, dass jedes mög 
liche Ornament, das in Stein, Marmor oder Bronze ausgearbeitet werden konnte, auch bald m Holzschmtz- 
werk ausgeführt wurde, und zu keiner andern Periode der industriellen Künste ist das Talent des Holzbild- 
ners mit glücklicherem Erfolg zur Verschönerung reicher Möbel und Hausgeräthe verwendet worden. Als 
Beweis unserer Behauptung deuten wir auf unsere Tafeln LXXXI. und LXXXII., hin. Dei aufmeiksame 
Beobachter wird bald die allmälige Abweichung von den ursprünglichen Blattwerk-Verzierungen bemerken, 
welche die Hauptquelle der ersten Künstler der Renaissance ausmachten. Zunächst wird ihm das Anhaufen 
der aus dem Alterthum abgeleiteten Gegenstände und “ capricci auffallen, die eine Fülle der Projection 
und gewissermaßen eine schwerfällige Tendenz verrathen; und endlich wird es seiner Aufmerksamkeit 
nicht entgehen, dass eine Serie neuer und durchgehends nationaler Formen aufgenommen wurde, die sich 
*anz von den italienischen unterscheiden, wie z. B. die conventionellen Voluten mit kleinen viereckigen oder 
länglichen, eingekerbten Zacken (Tafel LXXXI., Fig. 17, 20), und die Medaillonsköpfe (Tafel LXXXI., 
Fig. 1 und 17). 
Die Glasmalerei des fünfzehnten Jahrhunderts verräth kaum eine Spur von den dämmernden Strahlen 
des Lichtes der neu auflebenden Kunst, welches in Frankreich aufging. Die Ornamente, Baldachine, 
Blattwerke und Inschriften sind winkelig und flamboyant, obgleich kräftig und ungezwungen, und die 
Figuren verrathen den Einfluss des vorherrschenden Zeichenstyles. Das Glas, besonders das blaue, ist viel 
dünner als das des dreizehnten Jahrhunderts, obgleich es einen angenehmen Effect hervorbringt. Es wurde 
während jener Epoche eine ungeheuere Menge gemalter Fenster angefertigt, und beinahe jede grossere 
Kirche in Frankreich hat einige, mehr oder minder vollkommene Muster derselben aufzuweisen. In der 
Kirche St. Ouen zu Rouen sieht man an den Fenstern des Lichtgadens einige schöne Figuren auf weissem 
rautenförmigem Grunde; auch in St. Gervais, Paris, und Notre Dame zu Chalons-sur-Marne finden sich 
mehrere gute Glasmalereien desselben Jahrhunderts. 
Manche Verbesserungen wurden zur Zeit der Renaissance in die Kunst der Glasmalerei eingeführt. Die 
besten Künstler lieferten die Cartons; Schmelz wurde angewendet um den Farben die erforderliche Dichte 
zu geben, ohne ihren Glanz zu beeinträchtigen, und es wurde auch mehr Weiss gebraucht. Manche dieser 
Fenster, wie z. B. die von Jean Cousin gezeichneten Fenster der Sainte Chapelle zu Vincennes, sind aum 
mehr als blosse Grisaille-Malereien. Eines dieser Fenster, welches einen Engel vorstellt, der die vierte 
Trompete bläst, ist von ausgezeichneter Composition und Zeichnung. Die Kathedrale von Auch entha t 
mehrere schöne Glasmalereien von Arneaud Demole. Zu Beauvais finden sich zahlreiche Glasmalereien 
derselben Epoche, unter denen besonders ein Fenster mit dem Stammbaum Christi bemerkenswerth ist. s 
ist das Werk des Enguerand le Prince; die Köpfe sind grossartig und die Haltung der I iguren erinnern 
unwillkürlich an die Werke Albrecht Dürers. 
Die Grisailles, welche die Fenster in den Häusern des Adels und selbst des Bürgerstandes verzierten, 
waren zwar klein aber mit merkwürdiger Feinheit ausgeführt, und liessen hinsichtlich der Zeichnung und 
des Gruppirens nur wenig zu wünschen übrig. 
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