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wie sie hier aus dem vorigen Jahrhundert noch erhalten erscheinen, zu
manchen Effecten glücklich verwendet werden konnten. Barocke Blumen
gewinde und Schnörkel hat auch ein Tisch von Johann S c h a n d 1 in
Brünn, dabei ist der Zusammenstimmung der Farben jedoch eine ange
nehme Gesammtwirkung nicht abzusprechen. Hans Trink l’s zwei kleine
Tischchen endlich vertreten die Neuzeit mit Blumen und Gartengeräth-
schaften naturalistischer Auffassung bei guter Ornamentation.
Ein dem Kranze der gegenwärtigen industriellen Techniken bisher
völlig mangelnder Zweig ist die Kunst, Stahl- und Eisenplatten zu gra-
viren und in die so entstandenen Vertiefungen Plättchen edlen Metalles,
Gold oder Silber, einzuschlagen, die Tauschirung oder Damascinirung,
ä la gemina.' [Ein Kind des Morgenlandes, fand sie im Mittelalter bereits
Eingang in unseren Bezirken, hatte sich daselbst aber auch aus der
eigenen Vorzeit sicherlich erhalten, da älteste germanisch-celtische Schmuck
arbeiten sie nicht minder zeigen, wie heute noch zahlreiche Volksstämme
einer primitiven Cultur, Südrussen, asiatische Nomadenstämme, in dem Genre
treffliches hervorbringen. Die Glanzperiode der Tauschirung im Occident
ist bekanntlich jene Zeit der Renaissance, in welcher sie unter den kunst
reichen Händen spanischer, italienischer und deutscher Harnischmacher
und Schwertfeger zur Verzierung kostbarer Prunkwaffen verwendet wurde.
Damals fertigte man aber auch Cassetten, Geld- und Juwelenschreine von
damascirtem Eisen und eine solche Arbeit schwebte den Künstlern vor,
welche den eigentlichen Tresor des Cabinetes ausführten, welches eben
falls zu den im Auftrag des Hofes gefertigten kunstindustriellen Gegen
ständen gehört. Den Entwurf zeichnete Valentin Teirich, Professor an
der Kunstgewerbeschule. Die Ausführung rührt her von der Firma
Ratzersdorfer in Wien, unter Leitung von Wrübel ausgeführt durch
Czellot und Dostal, die Eisenarbeit von Wertheim & Comp., unter
Leitung von Schult. Erfreulich ist es, zu sehen, wie der Künstler, wel
cher in letzter Zeit durch die Herausgabe seiner Intarsien grossen Ein
fluss dieser herrlichen Schöpfungen der Renaissance auf seine Arbeiten
empfangen hat, hier doch wieder, wo das Material einen andern Styl
erforderte, sowohl dieser Anforderung zu genügen, als die förderliche Ein
wirkung seiner Studien an den Intarsien zu verwerthen wusste. Nachdem
jetzt die Technik des Tauschirens seit so langer Zeit wieder praktisch
verwendet wurde, ist es zugleich ein grosser Vortheil, dass es an einem
Werke statthat, an welchem wir nicht das Wiederaufleben dieser alten
Technik allein zu loben haben, sondern dieselbe auch schon in einer
Form an’s Licht tritt, welche den einstigen Leistungen ebenbürtig, styl
richtig und gefällig zugleich heissen darf. — Eine anerkennenswerthe Arbeit
in Eisen ist die kleine Chatouille des Schlossers J. Dozkalik in Wien.
An den Arbeiten von Robert Kleihonz in Wien —Cassetten, ein
Kreuz, Clavierschild etc. — und an dem von Grund gefertigten Piano
finden wir auch Einlagen in Boulearbeit, mit Metall, Elfenbein und Perl-