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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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mutter ausgeführt. Mit diesem Genre ist wohl wie gesagt der Styl seiner 
Blütheperiode noch engverbunden, doch kann man an der Decoration des 
Flügels bereits ein Raumgeben für die modern reinere Richtung gewahr 
werden. 
Steinmosaik repräsentiren Tischplatten in buntem Marmor von O h r- 
fandl in Klagenfurt und von Löwen Stern in Oberalm bei Salzburg. 
Die Muster sind in der allein richtigen Art in der Ebene gedacht, geo 
metrische Figuren in ganz guter Auswahl der Farben. 
Die Ledermosaiken aus dem Etablissement August Klein, ebenfalls 
unbekannten Urhebers, Sacktuch- und Handschuhsoufflets, verdienen noch 
einige ^Vorte. In lichtem Braun auf dem schwärzen Leder angebracht, 
ferner als blosse Umrisszeichnungen behandelt, zeigen die Darstellungen 
deutlich, dass die Decoration griechischer Thongefässe als Muster vor 
schwebte. Aber hier ist nicht etwa das coloristische Princip allein den 
antiken Vasendecorationen entnommen, wie an den Holzintarsien des 
Storck’schen Schmuckschreines, woselbst die Zeichnung diese Farben nur 
benützt, im übrigen aber selbstständig einen anderen Weg geht, — es ist 
hier nicht das coloristische Princip allein entlehnt, sondern es schliesst 
sich die Wahl der Gegenstände und der Styl ihrer Contourzeichnung 
gleichfalls an die Vorbilder der antiken Töpferei an, — und dazu will 
das Material denn doch nicht stimmen. Dass man zu solcher Nachahmung 
antiker Vasenbilder ferner noch Pompejanische Figuren nicht blos be 
nützte, sondern copirte, also ursprünglich in Farbe, in Fresco ausgeführte 
Gegenstände, wollen wir auch nur ohne weitere Discussion anführen. Die 
technische Vollendung verdient, wie die Zeichnung manches Lob. — Unser 
gerechtes Verwundern über die Leistungen des Buchbinders J. Wolf in 
Gmunden wird Jeder theilen, der nur die niedlichen Täschchen, Fächer 
und Futterale in gepresstem, buntem Leder betrachtet. In Gmunden, — 
darin liegt das Besondere, denn diese Arbeiten dürfen mit Wiener Fabri- 
caten, namentlich was Geschmack und Zeichnung anlangt, in die Schranken 
treten. Möchten wir auch noch ein und das andere modehafte Blümchen 
u. dgl. in natürlicher Wiedergabe hinweg haben, so gilt doch von 
dem Ganzen, dass es zu den erfreulicheren Erscheinungen auf der Aus 
stellung zu zählen ist und das in einem Fache, welches beinahe aus 
nahmslos bisher der Tummelplatz der wildesten Geschmacksverirrung ge 
wesen ist. 
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