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2. die eifrigere Pflege, welche in neuerer Zeit das Landschaftsfach
gefunden;
3. die häufigere Anwendung der Photographie zur Reproduction
von Architektur- und Industrieobjecten;
4. das Streben, auch die neueren Vervielfältigungsmethoden bei uns
einzubürgern.
Ein hervorragender Schriftsteller auf dem Gebiete der Photographie,
welcher auch dem ästhetischen Theile dieses Faches eine besondere Auf
merksamkeit gewidmet hat, sagt: »Die Erfahrung hat gezeigt, dass die
schärfste, fleckenloseste und überhaupt technisch vollendetste Photographie
eines Portraits oder einer Landschaft einerseits gänzlich unwahr er
scheinen, anderseits vollkommen missfallen kann, wenn nicht in der
selben die Gesetze des Schönen beachtet sind«, und an einer anderen
Stelle: »Der Photograph kann keinem idealen Gedankenflug folgen, nicht
die Gebilde einer schaffenden Phantasie in Marmor oder in Farben hin
zaubern, seine Aufgabe ist: Wiedergabe der Natur. Man verlangt von
ihm höchstens eine schöne Wirklichkeit, Wahrheit in gefälliger
Form.«
Die Erfüllung dieser Anforderung ist keine leichte, denn der Pho
tograph muss^dafür sorgen, dass an der aufzunehmenden Person das Cha
rakteristische hervortritt, dass alle anderen nur nebensächlichen Theile
zurücktreten; er muss sowohl das Original in passender Weise vorbereiten,
als auch die hergestellte Matrize entsprechend modificiren. Der Photograph
muss das Original von jener Seite aufnehmen, an welcher etwaige Mängel
am wenigsten hervortreten, er muss durch verschiedene Kunstgriffe letz
tere thunlichst zu verdecken suchen.
Bekannt ist in photographischen Kreisen ein Blatt, auf welchem ein
launiger College einunddieselbe Person in 2 5 verschiedenen Stellungen
und mit verschiedenem Arrangement photographirte, um den Einfluss von
Stellung, Beleuchtung und Umgebung zu zeigen. Mancher Laie be
merkte nicht, dass alle 25 Aufnahmen das Portrait derselben Person waren.
Was die gefühllose Platte nicht zu leisten vermag, das muss eben der
Photograph durch künstlerische Anordnung und durch kleine Nachhilfen
leisten.
.In diesen beiden Richtungen hat vorzugsweise Wien in den letzten
Jahren eine hervorragende Bedeutung erhalten, und Wiener Schauspieler-,
vorzugsweise aber Mädchenportraits sind ein in allen Ländern Europa’s
ja sogar Amerika’s gesuchter Artikel des Kunsthandels geworden.
Das Portraitfach war auf der Ausstellung vertreten durch die
Firmen: V. Angerer, Adele, J. Gertinger, Dr. Heidt, J. LÖwy,
Fritz Luckhardt, C. Matzner, Prof. Mayssl (Brünn), E. Raben
ding, Schrank & Massak, Se b astianutti (Triest), Dr. Szekely.
Alle Dimensionen, von der Visitkarte bis zum lebensgrossen Bilde, directe
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