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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 5)

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in völliger Ungnade sehe, als 
ob er gestohlen hätte oder 
treulos gewesen wäre. Er 
fühle sich aber vollständig 
unschuldig. Er klagt über die 
Unbeständigkeit des I-Iolz- 
werkes und die Fehler der 
Arbeiter, die die Pläne nicht 
richtig ausführten. Der Graf, 
der ihn sonst wie ein Vater 
behandelt habe, sei sehr 
böse und man wolle ihm 
Ehre und Ruf, vielleicht das 
Leben nehmen. Und dann 
fährt Hildebrandt fort: „Gott 
hat mir das Leben gegeben, 
um diesen vornehmen Beruf 
(den eines Architekten) be- 
reits durch etwa 40 Jahre 
auszuüben, und ich habe 
zahlreiche schöne und an- 
sehnliche Bauwerke ge- 
schaffen, die sich nun in den 
Ländern Seiner Majestät des 
Kaisers und anderswo be- 
Enden . . f" 
Er könne seine Werke 
nicht aufzählen und nirgends 
Eckpavillon des Harrach-Palais in Wien, nach Sal. Kleiner Sei ein Mißgeschick Vorge" 
kommen; nie sei eine Mauer 
oder ein Gewölbe eingestürzt. Aber für die Fehler des Holzes könne er nicht; 
das komme daher, daß man die kaum begonnenen I-Iäuser schon vollendet 
sehen wolle. (Der kaum zu verkennende Vorwurf, der in diesen Worten liegt, 
erklärt sich wohl nur aus der augenblicklichen Erregung des Schreibers.) 
Es sei allgemein bekannt, schreibt Hildebrandt weiter, daß er vor 
I2 Jahren (also x72o bis 1721) den großen Gartenpalast des Prinzen Eugen 
von Savoyen - dies kann nur das obere Belvedere sein - in einem Jahre 
begonnen und im nächsten vollendet habe. Man hätte das Vestibül aber nicht 
einwölben wollen und so hätte er eine Deckenkonstruktion aus Eichen ge- 
bildet, die aber gefault wäre und in diesem Winter (1732 bis 1733) hätte ent- 
fernt werden müssen. Es wäre nun die ursprünglich von ihm geplante Wöl- 
bung ausgeführt worden und sie wäre sehr gut gelungen (man vergleiche die 
Abbildung auf Seite 266). Es ist dies eine Bemerkung von größter Bedeu- 
tung für die bisher so unklare Baugeschichte des Belvederes.
	        
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