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Stellungen, also zur Reproduction von Holzschnitten, Kupferstichen, Feder
zeichnungen u. dgl. m. geeignet. Ebenso hatte Herr Hauptmann Schöpf
einige sehr gelungene Pigmentbilder ausgestellt, worunter vorzugsweise
die Reproduction einer gewerblichen Zeichnung durch die Schärfe der
Linien und die Reinheit des Papieres sich auszeichnete. Herr Leth,
welcher bereits seit längerer Zeit mit grossem Fleisse Versuche über die
neueren Druckmethoden anstellt, hatte ebenfalls einige Blätter aus diesem
Gebiete gebracht. Doch der Pigmentdruck mit Uebertragung, welcher
auch die Wiedergabe der Halbtöne zulässt und der von Braun in Dör
nach sowie von der Autotype Fine Art Company in London, endlich
auch in dem photographischen Departement der k. Artillerie in Woolwich
in grösserem Massstabe ausgeführt wird, war nicht vertreten. Wir wollen
hiemit uns gar nicht für den Pigmentdruck mit Uebertragung allzu warm
aussprechen, da bei manchen Modificationen desselben ein Abschälen der
Bildschichte nach längerer Zeit beobachtet wurde, wir wollten eben be
tonen, dass nur jene Methode des Kohledruckes zur Anschauung gebracht
wurde, welche für lineare Zeichnungen practicabel ist.
Die Anwendung des Staubfarbenbildes zur Uebertragung von
Photographien auf den Holzstock brachte Jul. Leth in einer schonen
Suite von Blättern nach Federzeichnungen alter Meister zur Anschauung.
Diesem unermüdlichen Experimentator auf diesem Gebiete ist es bei
seiner Ausdauer gelungen, durch Anwendung des bisher für die Email
photographien vorzugsweise verwendeten Verfahrens, lineare Zeichnungen
auf jedes beliebige Mass reducirt mit grösster Treue und bei völliger
Schonung des Holzstockes vor allen Einwirkungen von Chemikalien auf
den letzteren zu übertragen und auf diese Weise dem gewissenhaften
Xylographen die Möglichkeit zu bieten, ein wahres Facsimile zu liefern.
Leth hatte durch Nebeneinanderstellen eines für den Schnitt vorbereiteten
Holzstockes, des vollendeten Schnittes und des Druckes sein Verfahren
trefflich illustrirt. Die Festpublication des k. k. Museums für Kunst und
Industrie und eine grosse Zahl von Illustrationen, welche in Fachzeit
schriften enhalten sind, zeigen die Wichtigkeit des Verfahrens und be
weisen die Anwendbarkeit desselben. Mit grösster Anerkennung müssen
wir jedoch hiebei des Bad er'sehen Ateliers gedenken.
Wir müssen hier der Versuche gedenken, welche gemacht wurden,
dieses Verfahren auch zur Vervielfältigung anderer als linearer Zeich
nungen zu verwenden. Diese Benützung der sogenannten Photoxylo
graphie setzt aber ein grosses Verständnis für die Wiedergabe der ver
schiedenen Töne durch Strichlagen, demnach eine gewisse Vorbildung des
Xylographen voraus, eröffnet aber auch die Möglichkeit einer den Inten
tionen des Autors der Zeichnung oder der Natur des Gegenstandes nicht
entsprechenden Interpretation der Photographie. Dennoch müssen wir be
kennen, dass wir bereits in dieser Richtung Resultate zu beobachten Ge-