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Schritte gethan, aber immer blieb es bei den ersten Anläufen und nie
kam es zu einem wirklich praktischen Resultate. Die Wiener Weltaus
stellung scheint die Gründung eines solchen Gewerbe-Institutes der Aus
führung etwas näher zu rücken. Baron Schwarz war es, der gleich
beim ersten Auftreten als Leiter der Wiener Weltausstellung es aussprach,
man müsse diese benützen, um auch bleibende, nicht nur vorübergehende
Resultate zu erzielen. .
Schon zu der Zeit, wo Baron Schwarz als Secretär des n. o. Ge
werbevereines wirkte, hat er Gelegenheit gehabt, die hier berührten Mängel
unseres Gewerbelebens kennen zu lernen. Beinahe zwei Jahrzehnte hat
sich derselbe im Auslande bewegt und Gelegenheit gehabt, die Industrie
des Auslandes zu studiren. Und wer wie er so eingeweiht ist in die
Zustände der Industrie des Auslandes, in die Ursachen ihres Gedeihens
und Wachsthums, dem konnte in dem Augenblicke, wo er m die Hei-
math zurückgerufen wurde, um die ehrenvolle Mission des Leiters der
Wiener Weltausstellung zu übernehmen, der Abstand nicht entgehen zwi
schen der Fachbildung des Gewerbestandes des Inlandes und der des Aus
landes, insbesondere Frankreichs, Englands, Belgiens u. s. f. . Er regte
daher sogleich die Idee an, man müsse die Weltausstellung benutzen, um
ein Gewerbe-Institut (Athenäum) in das Leben zu rufen, welches geeignet
ist, die eben berührten Lücken in der gewerblichen Ausbildung, insbeson
dere der Kleingewerbe, entsprechend auszufüllen.
Dieses Institut soll sich an unmittelbare praktische Zwecke an-
schliessen, die dringendsten Bedürfnisse des Gewerbestandes Wiens befrie
digen und sich in dem Masse erweitern und ausbilden, als es durch die
äusseren Umstände geboten wird. So auf dem Boden reeller praktischer
Bedürfnisse aufgebaut, ohne den Arbeiterstand und das Kleingewerbe
durch hohle Phrasen auf den Boden nie zu erfüllender Wünsche zu leiten,
wird ein solches Gewerbe-Institut nicht blos viel dazu beitragen, die
Arbeiterfrage, wenigstens nach einer Seite hin, einer vernünftigen Lösung
zuzuführen, es wird auch andererseits einen unmittelbaren praktischen
Nutzen haben, indem es die technologische Ausbildung fordert und die
Arbeiter selbst geschickter und gebildeter macht, als sie es bisher theil-
weise sind.
In dem Augenblicke, wo diese Zeilen zum Drucke gegeben werden,
ist bereits ein Comite thätig, um die ersten Grundzüge eines solchen
Gewerbe-Institutes mit besonderer Rücksicht auf die Bedürfnisse der
Kleingewerbe Wiens zu entwerfen.
Geht man von diesen ausschliesslich technischen Lücken in der
Kunstgewerbe - Ausstellung zu denjenigen über, welche sich mehr der
künstlerischen Seite nähern, so muss vorerst bemerkt werden, dass in
Oesterreich überhaupt einige Zweige der Kunstindustrie noch gar nicht
oder nur ungenügend betrieben werden, und andererseits auch bestimmte