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Gegenstände nicht in dem Masse gemacht werden, als es den Bedürfnissen
unseres Publicums entspricht.
Am meisten lässt in dieser Beziehung die Metallindustrie, insbeson
dere die Eisenindustrie, zu wünschen übrig. In feinem Porcellan wird
seit der Aufhebung der k. k. Porcellanfabrik in Wien fast gar nichts er
zeugt, und Oesterreich ist genöthigt, seinen Bedarf an feineren Porcellan-
waaren aus der Meissner und Sevres-Fabrik zu decken. Die Fayence ist
in den ersten Anfängen. Die Fabrication von glasirten Thonöfen und
Kaminen ist ebenfalls noch sehr gering entwickelt, und so könnten wir
noch eine grosse Anzahl von Fabricationszweigen aufführen, die unge
nügend vertreten sind und auf Gegenstände hinweisen, die, nicht in ge
nügender Anzahl und nicht in hinlänglich guter Qualität erzeugt, Oester
reich vom Auslande abhängig machen. Aber um Vollständigkeit der Aus
führung ist es uns hier nicht zu thun, sondern es war nur unsere Ab
sicht, im Grossen auf einige Lücken der Ausstellung aufmerksam zu machen,
ln Oesterreich speciell ist es nöthig dieses zu thun; denn viel zu viel
beruhigt man sich mit ersten Erfolgen und glaubt dann die Hände in den
Schooss legen zu können, und in diesen Fehler darf man im Oesterr.
Museum am wenigsten verfallen. Die auf dieser Ausstellung unzweifelhaft
errungenen Erfolge müssen vielmehr für die Aussteller und das Museum
ein Sporn sein, auf der Bahn des Fortschrittes vorwärts zu gehen, ohne
sich durch die Leidenschaften und Gehässigkeiten des Tages, durch un
verständigen Tadel oder durch eben so unverständiges Lob von der Er
füllung der Aufgabe abschrecken zu lassen, welche dem Museum selbst
durch den ersten Paragraph der Statuten vorgezeichnet ist, der da heisst:
»Das Museum hat die Aufgabe, durch Herbeischaffung der
Hilfsmittel, welche Kunst und Wissenschaft den Kunstge
werben bieten und durch Ermöglichung der leichteren Be
nützung derselben die kunstgewerbliche Thätigkeit zu för
dern und vorzugsweise zur Hebung des Geschmackes in dieser
Richtung beizutragen.«
Ein wie grosses Feld der Thätigkeit uns hiernach noch offen bleibt,
haben wir rückhaltlos anerkannt. Um so unbedenklicher dürfen wir auf
eine Errungenschaft hinweisen, welche ausserhalb des in jener Weise um
grenzten Gebietes liegt. Seit seiner Gründung ist das Museum bemüht
gewiesen, jedem strebsamen Talente zur Anerkennung zu verhelfen, und
hat deshalb, so weit es ihm möglich war, darauf gehalten, dass bei Aus
stellung neuer -Arbeiten nicht blos die Firma, der Fabrikant, namhaft ge
macht werde, sondern auch der Zeichner, der Modelleur, wo möglich die
jenige Person, in deren Händen die Ausführung lag. Dieses System ist
auf der diesmaligen Ausstellung in grossem Maßstabe durchgeführt worden,
und insbesondere unsere ersten und grössten Industriellen gingen bereit
willig auf den Gedanken ein, jeden Arbeiter zu nennen, der irgend einen
selbstständigen Antheil an der Herstellung des ausgestellten Objectes hatte.