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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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n'ehmen Deutschböhmen und Tirol eine ganz hervorragende Stelle ein - 
Deutschböhmen durch die grosse Anzahl von intelligenten Produkten auf 
dem Gebiet der Glas- und Webindustrie, Tirol nicht blos durch die Glas 
malereianstalt in Innsbruck, sondern auch durch eine stattliche Reihe spe- 
cifisch künstlerischer Talente, die sich, wie seit jeher, so auch in unserer 
Zeit in diesem Getirgslande vorfinden. 
In Wien traten der Verwirklichung einer kunstgewerblichen Aus 
stellung mancherlei Umstände hemmend in den Weg. 
Seit längerer Zeit sind alle Künstler, Zeichner und Industrielle mit 
Aufträgen überhäuft, und sind daher nicht recht in der Lage gewesen, für 
eine Ausstellung, welche etwas exceptionelle Forderungen stellen musste, 
Arbeiten in Angriff zu nehmen. 
Die Arbeiterfrage bereitete Manchen, die sich an der Ausstellung 
betheiligen wollten, schwere Sorge. Wennschon für Arbeiten, die bestellt 
sind, nicht genug gute und willige Arbeiter zu finden sind, wie sollte 
man noch Muth haben, selbstständige und bessere Arbeiten nur zu dem 
Zweck einer Ausstellung zu machen? Wie konnte man die Verpflichtung 
Übernehmen, eine bestimmte Arbeit zu einem festgesetzten Termin fertig 
zu machen? Unter diesen sorgenvollen Ueberlegungen unterblieben einige 
Arbeiten; für Manche waren diese Erwägungen ein günstiger Vorwand, 
entweder’ die schon gemachte Anmeldung zurückzuziehen oder Überhaupt 
gar nicht anzumelden. Händler, welche jede Gelegenheit vermeiden die 
Künstler und Handwerker , die sie benützen , an das Licht der Oeffent- 
lichkcit treten zu lassen, schlossen sich diesem Kreise von Producenten 
Dazu kommt der in Oesterreich, speciell auch in Wien herrschende 
Pessimismus. Sehr Viele sind bereit zu negiren und Opposition quand 
mime zu machen, sehr Wenige etwas anzuerkennen und positiv zu schaffen. 
Da diese Art der Kritik eines grossen Beifalles sicher ist, so wird bei 
Vielen der Muth zu einem entschiedenen Handeln gebrochen, der Keim des 
Besseren unterdrückt. Wozu sollen wir uns bemühen? - heisst es dann, 
es kommt doch nichts zü Stande. Und unter dem Eindrücke solcher, die 
Tagesstimmung beherrschenden pessimistischen Anschauungen halt man 
cher seine besseren Entschlüsse zurück, wird zweifelhaft und unsicher, 
und so sind auch nicht Wenige an der Theilnahme an der Musealaus 
stellung zurückgeschreckt worden, die jetzt, wo die Erfolge vor aller Augen 
stehen," es bedauern, sich dieser pessimistischen Strömung hingegeben zu 
haben. ... 
Es waren auch in Wien Hemmnisse mannigfaltiger Art, die zu uber 
winden waren, Hemmnisse, welche manche Lücke erklären, das Ausbleiben 
mancher Künstler und Industrieller hegreiflich machen. 
Und wenn wir trotz aller dieser Hindernisse und Schwierigkeiten, 
die mit vollem Freimuthe auseinandergesetzt wurden, zu einem gewissen 
Ziele gelangten, so ist dies nicht nur ein schlagender Beweis von der
	        
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