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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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chonheit; selbst in ausschweifenden Scenerxen ist sie voll Grazie, sie trägt 
ausserdem noch dem Stoffe vollständig Rechnung, und vermeidet z. B. 
in der Metalltechnik gewisse schwere Formen, die mehr an den Stein und 
cen Marmor, als an den Reiz von Bronze und Silber erinnern. Manche 
unserer Anhänger der antiken Kunstichtung gehen, entgegen den Traditio 
nen der Antike, auf stark naturalistische Wirkung aus und huldigen we 
niger der Grazie als der Sinnlichkeit. Auch diejenigen Bildhauer, die mehr 
ranzosische Vorbilder vor Augen haben, können sich dieser, ich möchte 
fast_ sagen localen Richtung des Geschmackes nicht vollständig entziehen 
Es ist daher auch sehr begreiflich, dass neben dieser die antiken Formen 
nachahmenden Kleinplastik, auch diejenige sich vielfach vertreten findet 
die im eigentlichsten Sinne des Wortes naturalistisch ist. 
In selbstständigen Leistungen mag dieser Naturalismus, wenn er mit 
eist un umor gehandhabt wird, seine eigenthiimliche Berechtigung 
haben, aber m einer Verbindung mit einem Gefässe, Geräthe oder Ein- 
nc tungsstucke ist derselbe fast immer von störendem Eindrücke. Denn 
bei allen Gegenständen der Art dominirt doch die Form und der Ge 
brauchszweck. So stillos ist wohl kaum ein Object ähnlicher Art, dass 
amit ein plastisches Beiwerk rein naturalistisch durchgeführt in Verbin- 
ung ge rächt werden könnte; selbst dann, wenn es sich um Geschenke, 
die für den Sport bestimmt sind, handelt, können wir einer solch natura- 
istischen Plastik nicht sonderlichen Beifall zollen. Aber ganz entschieden 
zur AnwenS T" ““ ^ ’ Weml sie bei ^unkgefässen 
. U , ng ’ 0mmt > weIche für Tafelaufsätze oder Ehrengeschenke 
imm sin . n beiden Pallen wird dadurch der künstlerischen Erfin- 
ungsgabe em Armuthszeugniss ausgestellt; denn diese erweist sich in 
solchen Fallen als ohnmächtig, dem Gegenstände, welcher dargestellt Wer 
der Nat,; Tu/ 06 ?? 6 Seite abzu g ewinnen - Die trockene Nachahmung 
hande t ^ W0 die Kraft zu erfinden, nicht vor- 
“ZS Tu lge J aS : kh Wil1 nkht S3gen ZUr Entschuldigung, doch 
'dun j tn Tl a Erscheinungen dient, ist der geringe Grad der Bil- 
r os 5 h 61 e " der Besteller - Einen Baum en miniature, ein silbernes 
MnaustL VerS e K ~ W3S Über diese P lastische Handgreiflichkeit 
hinausgeht, entzieht sich dem Horizonte ihres Geistes, und innerhalb dieses 
Horizontes müssen eben die Aufträge durchgeführt werden. 
lässt fl manchen 0b J ec | e n ähnlicher Art, welche zur Ausstellung kamen, 
asst sich aber nicht verkennen, weder ein gewisses Geschick in der An- 
wie anfV -i 8 k “ ^ Durchführun g- Dass sowohl auf das eine, 
I m an A T C emigeS Gewkht gde ^’ dass überhaupt auf die Wahl 
materie°ile Met U fr 1 " 61 ' Venreadet wird > und nicht m ^hr allein der 
materielle Metallwerth den Ausschlag gibt, betrachten wir bei diesen ano 
nymen plastischen Werken als einen Fortschritt, wenn wir erwägen, wie 
vor zehn oder zwanzig Jahren Gegenstände ähnlicher Art behandelt wurden. 
Der specifisch wienerische Naturalismus tritt nirgends so charakteri-
	        
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