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Die Einführung des Bronzegusses geschah unter der Herrschaft des
Schlagwortes der «monumentalen« Kunstplastik. Ob gut oder nicht gut,
so dachte man damals, — wenn es nur monumental war. Für die Klein
kunst, für das, was Kunstindustrie betrifft, hatte man keinen Sinn. Je
mehr man sich unnahbaren Höhen näherte, desto näher fühlte man sich
dem Ziele; den Himmel im Auge vergass man die Erde, ihre Bewohner
und deren Geschichte. Dass der Bronzeguss in Aegypten und in Griechen
land, in Deutschland und Italien den Gegensatz der monumentalen und
nicht monumentalen Kunst und der rein künstlerischen und der bürger
liehen gar nicht kannte, davon nahm man ebenso wenig Notiz, als dass
der Bronzeguss oft in Verbindung mit Goldschmiedekunst und Metalltechnik
verschiedener Art, als bürgerliches Kunstgewerbe, und nur als dieses flo-
rirt, und dass dieser gewerbliche Kunstbetrieb die sichere breite Basis für
den eigentlichen Bronzeguss abgab. Heutigen Tages sind wir klarer im
Urtheile und sicherer im Handeln. Wir wissen, dass unser moderner
Bronzeguss dem der Renaissancezeit weit nachsteht, dass wir nichts geschaffen
haben, was sich mit den Bronzegüssen im Münchener Schlossgarten, den
Augsburger Brunnen, dem Sebaldusgrabe in Nürnberg messen kann, von
den Renaissance - Bronzegüssen in Florenz von Ghiberti bis Cellini und
Gian da Bologna nicht zu reden; heutigen Tages wissen wir, dass auch
Florenz und Nürnberg nicht Griechenland und dieses wieder nicht Aegyp
ten im Bronzeguss erreichte. Auch der Orient, China und Japan, zeigen
Leistungen im Bronzegusse, die den europäischen in technischer und ge-
wissermassen auch in künstlerischer Beziehung übertreffen.
Dazu gesellen sich Richtungen unserer Künstler und unserer Tech
niker, welche der Entwicklung der Bronzetechnik nicht förderlich sind.
Im Geiste der Bronzetechnik zu componiren verlernten unsere Künstler;
sie componiren für Bronzeausführung wie etwa Schwanthaler den Brunnen
auf der Freiung, dessen Figuren eher für Holz- oder Steinaustührung, als
für Bronze oder Metall passen. Wie anders behandelte noch R. Donner
seine Formen am Brunnen am Mehlmarkt, Schlüter seine Gestalten am
Monumente des grossen Kurfürsten! Die »monumentale« Phrase hat man
chem modernen Künstler das Verständniss für Bronzetechnik getrübt.
Die Franzosen haben sich von diesen ideologischen Kunstanschauungen
nicht beirren lassen. Der deutsche Kunstmarkt vor Allem empfand lebhaft
die Lücke in der Praxis der deutschen Künstler.
Auch in technischer Beziehung machte man daher nur nach Einer Seite
hin Fortschritte; in anderer Beziehung blieb man zurück, nicht blos hinter
den Leistungen des XVI. und XVII. und XVIII. Jahrhundertes , sondern
auch hinter den Leistungen des modernen Frankreich. In dem Masse, als
man den rein künstlerischen Gesichtskreis durch Festhalten des Standpunk
tes der modernen »monumentalen« Plastik verengte, vernachlässigte man
Vieles, was sich auf Kunsttechnik, auf Legirung und Färbung der Me
talle, Patina, Vergoldung, Ciselirung, Emailtechnik und Anderes bezieht,