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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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dessen verständnisvolle Pflege für die Bronze d’Art unerlässlich ist. Die 
Franzosen haben sich aller dieser Kunsttechniken und Kunstzweige be 
mächtigt , mit Geschick , mit Intelligenz und eingehendem Studium der 
Bronzen des Orientes wie des Occidentes. Dazu kömmt noch , dass sie 
alle mechanischen reproducirenden Techniken besitzen, um wohlfeil und 
massenhaft zu erzeugen. So wenig bedeutend die Franzosen als eigent 
lich erfindende Geister sind, so hoch ist ihr Talent anzuschlagen, wenn 
es sich darum handelt, mit den Bedürfnissen der modernen Zeit sich in 
Fühlung zu erhalten und mit eigenthümlicher Gewandtheit das zu schaffen, 
was der moderne Comfort braucht. Desswegen beherrschen sie den Markt 
mit den Bronzes d’Art vollständig und schlugen Deutsche und Oesterrei 
cher aus dem Felde. Die besseren Bronzen für Uhren, Tafelaufsätze etc. 
werden fast alle, bis auf die jüngste Zeit, aus Frankreich bezogen. Sie 
haben ihre Bronzeateliers so eingerichtet, dass an fünf bis sechs Privatan 
stalten Bronzegüsse für lebensgrosse Figuren gemacht werden können, 
während man in München oder Wien auf Staatssubvention angewiesen ist, 
und mit monumentalen Augen nach dem Olymp sehend, die Hände gleich 
zeitig über den Rücken legt, wenn vornehme Private, Händler und Spe- 
culanten österreichisches Geld zur Erwerbung französischer Bronzen nach 
Paris senden. 
Wir haben daher wohl allen Grund, der Entwicklung der heimischen 
Bronzeindustrie mit aufmerksamen Augen zu folgen, — um so mehr, als 
die Musealausstellung auf diesem Gebiete vielleicht den grössten Fortschritt 
gegen frühere Zeiten nachweist. 
Das Verdienst, auf diesem Felde das Eis gebrochen zu haben, ge 
bührt dem jüngst verstorbenen Bronzefabrikanten David Hollenbach) 
einem Ansbacher von Geburt, der vor Jahrzehenden sich in Wien nieder 
gelassen und um die Förderung der einheimischen Bronzefabrication die 
grössten Verdienste erworben hat. Unter den Bronzefabrikanten war er 
der erste, der Künstler benützte, Architekten, Modelleure, und der bemüht 
war, in den Formen der für den Wohnungs- und Hausbedarf bestimmten 
Bronzeobjecte eigene Modelle zu besitzen und nicht blos französische 
Vorbilder zu benützen. Hansen, van der Nüll, Siccardsburg, Ferstel, Storck, 
Tietz, Riewel u. s. f. arbeiteten für Hollenbach. Dabei war seine Arbeit 
eine sehr solide, seine Vergoldungen dauerhaft. Er hatte viel zu kämpfen 
mit den Vorurtheilen der vornehmen Welt, die nur nach Paris blickte. 
Heutigen Tages steht der Name Hollenbach nicht mehr allein. In 
dem Ausstellungskataloge erscheinen noch als selbstständige Fabrikanten 
Hanusch, Grüllemayer und F. Hagemayer, Turbain, Brix & 
Anders, Carl Haas, abgesehen davon, dass in vielen Fabricationszwei- 
gen, z. B. bei August Klein, Gustav Lehrl, bei den Glaswaaren von 
A. Lobmeyr und Ulrich, bei den Buchbinderarbeiten von Groner, 
Bronzedecoration, auch durch Ateliers, die selbstständig nicht vertreten sind, 
vielfach, mitunter in ganz glänzender Weise, ihre Vertretung findet, und
	        
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