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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

nur von Franzosen geübte Technik in so glanzender ^Veise zur Ausstel 
lung kam. 
Bei den Bronzearbeiten, welche Hanusch an dem k. Tafelaufsätze, 
— von Store k entworfen, im figuralen Theile von König modellirt 
ausgeführt hat, ist vor Allem auf eine vollendete Durchführung bis in 
die kleinsten Details Gewicht gelegt worden. Mit Recht wurden im Aus 
stellungskataloge die Namen der Arbeiter, welche dabei mitgewirkt haben, 
genannt, — denn eine in gleich vollendeter Weise durchgeführte Bronze 
arbeit ist bisher nicht gemacht, ist vielleicht auch nie noch gefordert wor 
den. Schon lange hat im Geschäftsverkehre die Firma Hanusch den Ruf 
grosser Präcision und Genauigkeit, ein Ruf, der dazu beigetragen hat, ihren 
Bronzeartikeln eine grosse Exportfähigkeit zu sichern. Von Hollenbach’s 
Erben und Hanusch sind reiche Bronzelüsters ausgestellt, theilweise in Ver 
bindung mit Email, theilweise auch unvergoldet. 
Die Firmen J. Grüllemayer und F. Hagemayer sind diesmal, 
wenn wir nicht irren, zum ersten Male in grösserem Massstabe aufgetreten. 
Was auch immer gegen Einzelnes von stylistischem Gesichtspunkte gesagt 
werden mag, Vieles darunter , insbesondere der Amor mit dem Schwan 
(von O. König modellirt), die beiden von Hauser entworfenen Salontisch 
chen, von Grüllemayer ausgeführt, und der Tafelaufsatz von F. Hage 
mayer sind in ihrer Art so gute Arbeiten, so anerkennungswürdig im 
Streben, dass sie besonders hervorgehoben zu werden verdienen. 
Aber allerdings — der Bronzefabrikant arbeitet nicht für sich, son 
dern für das Publicum, und das Publicum, insbesondere das vornehme, 
ist voller Vorurtheile für einheimische Fabrikanten. Diese Vorurtheile lassen 
sich nur langsam besiegen. Dieselben wachsen in diesen Kreisen mit der 
Jugend auf und werden dann im Alter schwer abgelegt. Der Patrio 
tismus von ehemals ist gewichen ; wenn ein ausländischer Fabrikant um 
einige Percente wohlfeiler arbeitet, wird er begünstigt. Den Stolz, den 
ehemals Kirchenfürsten und der hohe Adel gehabt haben , sich Galerien 
und Bibliotheken anzulegen , der einheimischen Industrie eine Stütze zu 
sein, ist gewichen , oder wenigstens nicht in dem Masse vorhanden, als 
es in Frankreich der Fall ist. Ob dabei Aversionen gegen Wien mit in s 
Spiel kommen, ob die Furcht, dass der Bürgerstand sich mehr noch 
kräftige, als es ohnehin der Fall ist, lassen wir unentschieden. Thatsache 
ist, dass der ganzen Bronzeindustrie nicht die Aufmerksamkeit zu Theil 
wird, wie es vom Standpunkte eines erleuchteten Patriotismus wünschens 
wert!) ist. 
Dazu kommen noch andere Verhältnisse; der Markt im Innern ist 
unterbunden; die Wechselbeziehungen auf’dem Gebiete der Gewerbsinter- 
essen in den Kronländern Oesterreichs gestört. Die technologischen Wis 
senschaften werden wenig gepflegt; Autoritäten auf diesem Felde, welche 
der Bronzeindustrie unter die Arme greifen könnten, fehlen. Da sieht es 
in Frankreich, speciell in Paris, ganz anders aus.
	        
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