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Cellini, der Merkur von Giovanni da Bologna, wird immer Entzücken her-
vörrüfen, wie er auch immer, ob grösser oder kleiner, dargestellt sein mag,
und die Thürklopfer an den Palästen in Venedig und Florenz werden
immer bewundert und nachgeahmt, weil Reizenderes und Stoffgerechteres
selten erfunden wurde. Wie wenig hat die moderne Plastik für Bronze
Darstellbares erfunden und wie viel hätten Bildhauer noch zu thun? Gewisse
Formen, so stylgerecht sie in Holz und Stein sein mögen, passen für den
Bronzeguss absolut nicht, so wenig, als das derb Realistische sich dafür
eignet. Die Gattung des Bronzegusses nach ihrer stylistischen Seite ver
dient von Künstlern speciell studirt zu werden.
ln dem monumentalen Bronzeguss hat die kais. Erzgiesserei seit
Fernkorn’s Auftreten allerdings mehrere technisch-artistische Leistungen
hervorgerufen, welche die Plätze Wiens zieren und volle Beachtung ver
dienen, jedoch sich hier von selbst der Besprechung entziehen.
Auf die Branchen des Bronzegusses, die auf der Ausstellung des
Museums zur Geltung kamen, hat sie aber last keinen Einfluss ausgeübt.
Bios die kleine zierliche Bronzegruppe von J. Benk »Maria mit dem
Christuskinde und Johannes« ist aus derselben hervorgegangen.
ln neueren Zeiten scheint sich dieselbe, neben dem obgenannten Fache,
auch dem kunstgewerblichen zuwenden zu wollen. Hoffentlich geschieht
dies in einer Richtung, die würdig ist eines kaiserlichen Institutes.
Endlich darf nicht übergangen werden, dass so wie eine grosse Zahl
Zeichner, so auch eine grosse Zahl von Bildhauern und Modelleurs der
Bronzetechnik sich zuwenden, wie Prol. O. König, SchÖnthaler, Koch,
Kuschmann, Schindler u. a. m. Nicht alle Bronzegiesser haben die Mo
delleure genannt, die sie bei ihren Werken benützt haben.
V.
Medailleure und Graveure.
(Die Graveur-Akademie des Hauptmünzamtes. — C. Radmtzky. — Dorflinger.)
Zu den in geringerem Grade populären Zweigen der modernen Kunst
technik gehört die Kunst der Graveure und Medailleure. Nichts desto
weniger verdient dieselbe volle Beachtung, von welchem Gesichtspunkte
man sie betrachten, ob man den rein künstlerischen oder den rein tech
nischen in Betracht ziehen will, oder den Einfluss derselben aut Kunst
gewerbe im engsten Sinne des Wortes.
In Wien sind es zwei Institute, in welchen die Graveurkunst gepflegt
wird, in der Akademie der bildenden Künste als Kunst, in der Graveur-
Akademie des k. k. Hauptmünzamtes vorzugsweise vom Standpunkte der
Münztechnik. An der Akademie der bildenden Künste wurde auch früher
das Fach der Cameen- und Intaglioschneidekunst betrieben, als diese
Kunsttechnik im Schwünge war, was jetzt ausserhalb Italien leider nicht