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jenige, welche hier den Styl der Rahmen anbelangt. In dem Falle liegt
keine massgebende Wanddecoration vor, hier tritt Alles im Gemache vor
den Gemälden zurück, die keine Ausstattungsobjecte sind wie im Wohn
zimmer, hier haben nur sie entscheidende Stimme, und nach ihrem Styl,
nach der Ornamentirungsweise ihres Zeitalters werden wir die Rahmen
um so mehr schmücken können, als sie, in einzelne Schulen zusammen
gereiht, ohnehin ja meist in besonderen Appartements vertheilt sind.
Zu dieser Bemerkung hat uns der Umstand veranlasst, dass meh
rere auf der Ausstellung befindliche Gemälderahmen durch ihr Arrange
ment , die Schrifttafel mit einem Künstlernamen besonders, . sich als
Rahmen für Galeriebilder kennzeichnen zu wollen scheinen, für Werke
von i65o etwa, aber das Ornament der Florentiner Renaissance von
l5 oo—i53o beiläufig tragen. Im Bildersaal zwingt uns kein Gesammt-
habitus des Gemaches zu dem Anachronismus, einen späteren Künstler
in das Ornament Sansovino’s oder Giovanm’s da Udine zu stecken, hier
findet er sich mit anderen Genossen, für die eine gemeinsame Umrahmung
zu finden wohl denkbar wäre. Man wende nicht ein, dass die heivor-
ragendsten Sammelperioden ihre Gemälde aus allen Zeiten dennoch in
ihrer, damals eben üblichen Weise umrahmten; sie durften das eher, sie
besassen ja eine solche Weise, wir aber haben keinen eigenen Styl.
Im Übrigen kommen sehr erfreuliche Leistungen auf diesem Gebiete
in der Ausstellung vor, welche der Hauptsache nach doch schon erkennen
lassen, dass die Grundregeln des Geschmackes und Styles leise Wurzel
zu fassen beginnen. Jene kolossalen dicken Goldrahmen, in denen das
Bild wie am Grunde eines tiefen Kraters liegt, finden sich nur wenig und
da in gemildeterer Form. Es wird der Versuch gemacht, dem Durch
schnittsprofil der Rahmenleisten eine edlere Contour zu geben, man fuhi i
ihre Erhebung allmälig, nicht jäh aus der Wandfläche heraus und zum
Bilde wieder hinab, vermeidet das scharf Herausspringende und zieht die
Entwicklung in der Fläche vor. Man bedient sich auch der Malerei, wie
die alten Meister pflegten, um die so gewonnenen Flächen zu deconren
und geht endlich auf die Ebenholzrahmen des 16. Jahrhunderts immer
häufiger zurück. In dem »Renaissancezimmer« von F. Schmidt & Sugg
sehen wir schmale Rahmen von braunem Holz mit Eckbeschlägen von
weissem Metall, was im Ganzen mehr an die Verzierung von Kasten un
Truhen oder Thüren aus jener Zeit erinnert. Es ist Überhaupt auffallend,
dass die deutschen Renaissancemotive wie in allem und jedem auch für
Bilderrahmen Übersehen werden, dieser unversiegbare Schatz geistvol ei
Erfindungen, welche unserer Natur als Nachkommen der deutschen Meister
von .520, 153o so ganz angeschaffen sein müssten, hätten wir nicht auch
in der Kunst längst jede fremde Mittelmässigkeit Über des Vaterlandes
beste Gaben zu stellen uns gewöhnt. Man sehe doch, was für einen
Rahmen sich Dürer für sein Dreifaltigkeitsbild compomrt hat, oder beob
achte auch die mannigfaltigen, für derlei Zwecke verwendbaren Motive