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Volltext: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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an Thronumrahmungen, Baldachinen, Thronstühlen u. dgl. an den Bil 
dern Holbein’s und der niederländischen Schulen aus der zweiten Hälfte 
des 16. Jahrhunderts. 
Fr. Pichler, Vergolder und Medailleur in Wien, hat einen vergol 
deten, flach gehaltenen Rahmen nicht geschmacklos mit bunt aufgemaltem 
Thier- und Blumenwerk verziert, dagegen nimmt sich ein grösserer von 
ovaler Form mit einer dicken, dunkelgrünen Verbrämung, welche an die 
modernen sog. »schottischen« Muster erinnert, nicht sehr erquicklich aus. 
Bildhauer Machazka hat zwar recht gewöhnlich überladene vergoldete 
Rahmen von starkem Relief und jähem Profil ausgestellt, daneben aber 
auch mehrere flach gehaltene, an denen die Wirkung des Goldes durch 
Schwarz gebrochen und gute Ornamentik angebracht ist. Dieselbe Wir 
kung ist an einem ovalen, reichgezierten Rahmen, vom Vergolder C. Bühl 
mayer in Wien, beabsichtigt, dessen spiegelnde, glatte Theile ein matt 
gehaltener Streifen mit schwarzen Ornamenten unterbricht. In der Ab 
theilung des Ateliers Schönthaler finden wir hauptsächlich schwarze 
Rahmen von schlichter Profilirung, zuweilen in einfachen Mustern ein 
gelegt, ferner grössere von Naturholz, braun und mit Schnitzwerk ver 
ziert; derartige, von Lindenholz in recht stylvollen Ornamenten geschnitzt, 
fertigte auch J. Laubheimer in Wien. Alois Heinz lieferte nach Zeich 
nung von Prof. Teirich einen vergoldeten und einen schwarzen, beide 
im italienischen Renaissancestyl, mit gutentwickelten , den Pilasterfüllun 
gen jener Zeit entlehnten Motiven. Aus der Fabrik Ch. Ulrich jun. 
& Comp, stammen nebst anderen auch zwei aus weisslichem Naturholz 
geschnittene ovale Stücke, bei denen die Umrahmung aus einem Kranze 
von Distelblättern besteht. Haben wir uns einmal mit diesem auf die — 
Dornenspitzen getriebenen Naturalismus versöhnt, so kann man die Schnitz 
arbeit recht lobenswerth finden. 
Die Ausstellung enthält auch zwei Rahmen, welche nicht Gemälde, 
sondern plastische Kunstwerke, Marmorreliefs aufzunehmen bestimmt sind. 
Wir dürfen uns an dieser Stelle nicht erst mit der Erörterung befassen, 
wie die verflossenen Jahrhunderte es in diesem Falle gehalten haben, ob 
das Holz so ohne weiters berechtigt sei, mit seinem tiefdunklen Braun 
den schneeigen Marmor zu umfassen, wir sprechen hier nur von unseren 
beiden Holzrahmen an sich. Der Natur der Sache gemäss gewinnen solche 
Einfassungen des mächtigen Steines selbst auch einen entsprechenden, mas 
sigeren Charakter und nehmen in Folge dessen weit eher als die zierlichen, 
leichten Bildrahmen architektonische Bildung, architektonischen Aufriss und 
Gliederung an. Vorbilder sind dann immer jene unvergleichlich reizenden 
Umfassungen von Altarbildern, della Robbia-Terracotten und Grabdenk 
mälern, welche wir in den Kirchen von Florenz, Siena, Venedig etc. zu 
bewundern Gelegenheit haben, oder wie änliches auf den Bildern der 
Madonna in throno der Vivarini, des Crivelli u. a. gleichzeitiger Meister 
zu finden ist. Diese Muster hat sich Bildhauer F. Völkl, ein sehr schätzens-
	        
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