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werthes junges Talent, erwählt und in der Umrahmung von RÖssner’s
Faust-Relief angewendet. Die liebevolle Beachtung der alten Werke dieser
Richtung im Vereine mit sorgsamer Ausführung macht einen sehi guten
Eindruck. Ein kleiner, quadratischer Rahmen zu einem Medaillon - Relief
von H. Trinkl ahmt eine spätere nüchternere Epoche nach und ist gleich
falls in architektonischem Aufbau componirt.
Zum Schlüsse erfordert die Eigentümlichkeit des Genres, insbeson
dere von den Spiegelrahmen zu sprechen, deren keine geringe Anzahl in
den Räumen der Ausstellung anzutreffen sind. Gilt allerdings auch von
dem Spiegelrahmen in Hinsicht auf sein Verhältnis zur Wanddecoration
dasselbe, was über die Bilderrahmen in dem mehrerwähnten Aufsatze be
merkt worden ist, soll sich derselbe deshalb nicht in Contrast zu deren
Styl und Farbe stellen, so walten ganz verschiedene Verhältnisse ob, was
seinen Bezug zu der eingerahmten Fläche betrifft. Hier hegt nichts vor,
dessen Eigentümlichkeit durch den Glanz und Farbenschimmer des Rah
mens beeinflusst, verändert, in seiner eigenen Wirkung gestört werden
könnte, wie die harmonische Stimmung des Colorites im Gemälde leidet
durch den Schimmer einer goldstrotzenden Einfassung. Jeder Reflex der
wirklichen Farbe des Rahmens sowie jeder optische Eindruck derselben
prallt ab, zerstiebt im Augenblicke vor der spiegelnden unzugänglichen
Glasfläche. Dagegen ist es hier nötiger, die eingerahmte Fläche kräftiger,
auffallend abzusondern von der umgebenden Wand , denn ihre Leere
müsste sozusagen ein Loch machen, leitete nicht eine breitere Umiahmung
allmälig zu ihr , das, Auge vorbereitend, über. Dazu kommt ferner noch
Zweck und Bedeutung des Gegenstandes, welche keine ernsten sind und
daher mit der hohen Würde eines Kunstwerkes, des Gemäldes, nichts ge
mein haben. Wollen wir den Spiegel aber einigermassen künstlerisch be
handeln, insoweit als der leichtere Charakter des Objectes es gestattet, so
haben wir keinen andern Platz für den decorativen Ausdruck der künst
lerischen Idee als auf dem Rahmen. Es folgt daraus, dass derselbe für
den Künstler der allein wichtige Theil am Spiegel ist, weil eben der ihm
allein zugängliche, dass in ganz anderer Weise als beim Bildrahmen, wo
die Umfassung der dienend untergeordnete Theil ist, dieselbe hier der
herrschende, der alleinige Schauplatz der künstlerischen Thätigkeit ist und
ihm soweit die Superiorität über die Spiegelplatte gebührt, die nur als
Product einer mechanischen Arbeit erscheint.
Der Spiegel dient den am wenigsten philosophischen Aeusserungen un
seres Culturlebens. Die Lust am Selbstbewundern, Putzen und Schmücken
hat ihn erfunden, den Stempel dieses Dienstes soll er tragen, wenn wir ihn
künstlerisch zieren wollen. So haben alle Zeiten gedacht. Das Mittelalter fasste
ihn in kostbares Elfenbein und schnitt amorose Abenteuer, Erstürmungen von
Minneburgen, Kämpfe mit Rosengeschossen, Phyllis auf dem Aristoteles rei
tend etc. hinein; die Renaissance schloss ihn in Edelsteine, Perlen, Gold und
Emailgehäuse ein und die Barocke stellte auf dem krönenden Abschluss oben